Monthly Archives : September 2015

Zum Internationalen Übersetzertag: Über die bedeutendste Übersetzung im deutschen Sprachraum

„Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!“ – Das erste Buch Mose liefert eine biblische Erklärung für die Mehrsprachigkeit auf der Welt: eine gezielte Maßnahme Gottes, um das Bauprojekt „Turm zu Babel“ als Sinnbild des menschlichen Hochmuts zu verhindern. Und heute, am Internationalen Übersetzertag, möchten wir gern einen Blick zurück werfen: auf „das Buch der Bücher“ und die Begründer unseres Geschäfts, die Kirchenväter und Theologen.

Zugegeben, historisch betrachtet gibt es sicher andere Gründe für die sprachliche Vielfalt auf der Welt. Fakt ist nichtsdestotrotz, dass die Bibeltexte ursprünglich in verschiedenen Grundsprachen, größtenteils Hebräisch und Griechisch, verfasst waren. Hieronymus, anlässlich dessen Todestag der 30. September zum Internationalen Übersetzertag ausgerufen wurde, war der erste Theologe mit so umfassenden Sprachkenntnissen, dass er im vierten Jahrhundert n. Chr. eine komplette Übersetzung der Bibel, unter Berücksichtigung bereits übersetzter Fragmente, in die lateinische Sprache anfertigen konnte. Seine Fassung, die Vulgata, ist noch immer ein maßgeblicher Bibeltext der katholischen Kirche.

Die Verdeutschung der Bibel

Doch auch viel später, im 16. Jahrhundert n. Chr., macht die „Sprachverwirrung“ den Menschen zu schaffen: Gelehrte tauschen sich über ganz Europa in Latein aus, der Adel spricht – bien sûr – Französisch und die deutsche Sprache gilt als Vulgärsprache des einfachen Mannes. Martin Luther, Mönch und Doktor der Theologie, kritisiert scharf, dass der Großteil des Volkes somit keinen direkten Zugriff auf die Heilige Schrift hat – und das, obwohl Religion und Kirche damals natürlich einen viel größeren Einfluss auf das alltägliche Leben aller Menschen in Deutschland haben! Mit dem Ziel, das Wort Gottes einem möglichst großen Publikum zugänglich zu machen, wird Luther also selbst als Übersetzer tätig und beginnt ab 1517 zunächst einzelne Bibelstellen, dann das Neue und schließlich auch das Alte Testament ins bislang nicht als Schriftsprache gefestigte Deutsche zu übertragen. Später dann, im Jahr 1530, erläutert er den wichtigsten Grundsatz seiner übersetzerischen Tätigkeit im „Sendbrief vom Dolmetschen“ (Anm.: die definitorische Unterscheidung zwischen Dolmetschen und Übersetzen wird erst in der Neuzeit und Moderne vorgenommen) an seinen Freund, den Theologen Wenzeslaus Linck: „Denn man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll Deutsch reden[…], sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen, und denselbigen auf das Maul sehen wie sie reden und darnach dolmetschen[…].“ Auf das Verständnis in der Zielsprache kommt es an! Nur so kann Luthers deutsche Bibelübersetzung seine weitreichende Wirkung entfalten. Und das tut sie auch – und zwar gewaltig: Gutenberg hat den Buchdruck bereits erfunden und Luther verzichtet auf ein Übersetzerhonorar. Die Übersetzung der Bibel in deutscher Sprache wird so ein Verkaufsschlager und Luther damit zum Bestsellerautor des 16. Jahrhunderts. Die Reformation hat begonnen!

Noch heute ist die deutsche Sprache übrigens durch Martin Luthers Übersetzung der Bibel geprägt – ohne dass wir es zwingend bemerken: Die Wendungen „ihm geht ein Licht auf“, „im Dunkeln tappen“, „Lästermaul“, „Lückenbüßer“, „Gewissensbisse“ und „Denkzettel“ sind nur wenige Beispiele für Wortschöpfungen Luthers, die heute noch fester Bestandteil der profanen Alltagssprache sind.

Gewinnen Sie ein Sammlerstück: Martin Luther als Spielzeugfigur

Das Lebenswerk Luthers honorierte der deutsche Spielzeughersteller Playmobil nun übrigens auf sehr originelle Weise: Auch, um für das 500. Jubiläum der Reformation im übernächsten Jahr zu werben, wurde der Reformator – und erste deutsche Übersetzungstheoretiker – auf Anregung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der Deutschen Zentrale für Tourismus und der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg hin zu Beginn dieses Jahres erstmals als Spielfigur im Miniaturformat produziert. Und hier war das Interesse ebenfalls riesengroß: Die erste Auflage von 34.000 Figuren war binnen 72 Stunden ausverkauft.

Wir verlosen drei Exemplare der Nachproduktion! Den schnellsten drei Einsendern schenken wir jeweils einen Playmobil-Martin-Luther mit seiner Übersetzung der Bibel in der Hand – für die kleine Reformation im Kinderzimmer. Bitte senden Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Martin Luther“ an: kontakt@sprachenfabrik.de

Und natürlich stehen wir Ihnen unter dieser E-Mail-Adresse auch heute bei Fragen rund ums Thema Sprachdienstleistungen und Übersetzung zur Verfügung, denn, um diesen Blogeintrag mit Worten aus Martin Luthers „Sendbrief“ zu schließen, ebendiese sollten schließlich von sprachlich und fachlich gut ausgebildeten professionellen Übersetzern übernommen werden: „Ach, es ist dolmetschen keineswegs eines jeglichen Kunst […]; es gehöret dazu ein recht, fromm, treu, fleißig, furchtsam, christlich, gelehret, erfahren, geübtes Herz.“

Praktikum bei der Sprachenfabrik – mein erster Eindruck

Hallo! Ich heiße Kate und ich arbeite zurzeit als Praktikantin im Bereich Übersetzung bei der Sprachenfabrik. Ich bin seit fast 3 Wochen in Bielefeld – obwohl es sich so anfühlt, als sei ich schon viel länger hier! Ich werde bis Mitte Februar hier sein und danach für weitere sechs Monate nach Frankreich ziehen. Wie für meine Vorgängerin Mhairi, ist dieses Auslandsjahr ein Teil meines Bachelor-Studiengangs in Deutsch, Französisch und Spanisch an der University of Durham. Ich liebe es zu reisen, neue Menschen kennenzulernen und mithilfe von Sprachen neue Kulturen zu entdecken und Erfahrungen zu machen.

Dafür ist mein Praktikum bei der Sprachenfabrik von unschätzbarem Wert. Ich hatte zunächst Angst, dass mir als geselligem Mensch Büroarbeit nicht gefallen würde. Wie falsch ich damit lag! Während meiner kurzen Zeit hier gab es schon 11-Uhr-Sekt anlässlich des einjährigen Bestehens der Sprachenfabrik, Kuscheleinheiten mit dem Bürohund und einen Ausflug zum Hauptsitz eines Kunden.

Ich wurde mit offenen Armen in die Sprachenfabrik-Familie aufgenommen, und fühle mich von diesem großartigen Team inspiriert. Es ist zugegebenermaßen spannend mit Menschen zu arbeiten, die auch so pingelig sind, wenn es um Eurozeichen und Großbuchstaben geht!

Mein Alltag als Praktikantin bei der Sprachenfabrik

07:30     Aufstehen, duschen, Frühstück etc.

 

08:25     Aus meiner WG in der Schillerstraße in Bielefeld-Mitte fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit.

 

09:00     Ankunft im Büro. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand beginnt die Arbeit. Die Aufgaben sind normalerweise sehr interessant: Übersetzungen und Prüfungen für Websites, Newsletter, Anzeigen, Kataloge und Berichte. Natürlich sind manche Tage ruhiger, aber ich bin hier nicht der Stereotyp der Kaffee kochenden Praktikantin!

 

10:30     Routine. Als Team diskutieren wir die Aufgaben und Arbeitsabläufe.

 

12:30     Mittagsessen – Bei all der harten Arbeit bekommt man großen Appetit! Wir essen normalerweise gemeinsam – eine gute Möglichkeit, die Kollegen und Kolleginnen besser kennenzulernen.

 

13:00     Wieder an die Arbeit…

 

17:30     Feierabend! Ich fahre nach Hause, in die WG, die ich mit 3 sympathischen deutschen Student(inn)en teile. Sie lachen gern über mein witziges Denglisch und wir essen gern Kinder Riegel zusammen! 🙂

 

Hier komme ich den ganzen Tag über mit gesprochenem und schriftlichem Deutsch in Berührung und hauptsächlich übersetze ich aus dem Deutschen und Französischen ins Englische. Die Aussicht darauf, kreativ mit Sprache umzugehen, war für mich der Grund Sprachen zu studieren. Ich lerne immer noch, dass Sprache mehr ist als nur unregelmäßige Verben und Genitivendungen auswendig zu lernen! Ich bin sehr dankbar, diese fantastische Möglichkeit zu haben: die Arbeit, die Kultur und die deutsche Sprache zu erfahren … Ich freue mich schon auf die nächsten fünf Monate!