Praktikum bei der Sprachenfabrik – mein erster Eindruck image Unsere Übersetzer*innen stellen sich vor – Jan aus Dänemark

Zum Internationalen Übersetzertag: Über die bedeutendste Übersetzung im deutschen Sprachraum

„Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!“ – Das erste Buch Mose liefert eine biblische Erklärung für die Mehrsprachigkeit auf der Welt: eine gezielte Maßnahme Gottes, um das Bauprojekt „Turm zu Babel“ als Sinnbild des menschlichen Hochmuts zu verhindern. Und heute, am Internationalen Übersetzertag, möchten wir gern einen Blick zurück werfen: auf „das Buch der Bücher“ und die Begründer unseres Geschäfts, die Kirchenväter und Theologen.

Zugegeben, historisch betrachtet gibt es sicher andere Gründe für die sprachliche Vielfalt auf der Welt. Fakt ist nichtsdestotrotz, dass die Bibeltexte ursprünglich in verschiedenen Grundsprachen, größtenteils Hebräisch und Griechisch, verfasst waren. Hieronymus, anlässlich dessen Todestag der 30. September zum Internationalen Übersetzertag ausgerufen wurde, war der erste Theologe mit so umfassenden Sprachkenntnissen, dass er im vierten Jahrhundert n. Chr. eine komplette Übersetzung der Bibel, unter Berücksichtigung bereits übersetzter Fragmente, in die lateinische Sprache anfertigen konnte. Seine Fassung, die Vulgata, ist noch immer ein maßgeblicher Bibeltext der katholischen Kirche.

Die Verdeutschung der Bibel

Doch auch viel später, im 16. Jahrhundert n. Chr., macht die „Sprachverwirrung“ den Menschen zu schaffen: Gelehrte tauschen sich über ganz Europa in Latein aus, der Adel spricht – bien sûr – Französisch und die deutsche Sprache gilt als Vulgärsprache des einfachen Mannes. Martin Luther, Mönch und Doktor der Theologie, kritisiert scharf, dass der Großteil des Volkes somit keinen direkten Zugriff auf die Heilige Schrift hat – und das, obwohl Religion und Kirche damals natürlich einen viel größeren Einfluss auf das alltägliche Leben aller Menschen in Deutschland haben! Mit dem Ziel, das Wort Gottes einem möglichst großen Publikum zugänglich zu machen, wird Luther also selbst als Übersetzer tätig und beginnt ab 1517 zunächst einzelne Bibelstellen, dann das Neue und schließlich auch das Alte Testament ins bislang nicht als Schriftsprache gefestigte Deutsche zu übertragen. Später dann, im Jahr 1530, erläutert er den wichtigsten Grundsatz seiner übersetzerischen Tätigkeit im „Sendbrief vom Dolmetschen“ (Anm.: die definitorische Unterscheidung zwischen Dolmetschen und Übersetzen wird erst in der Neuzeit und Moderne vorgenommen) an seinen Freund, den Theologen Wenzeslaus Linck: „Denn man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll Deutsch reden[…], sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen, und denselbigen auf das Maul sehen wie sie reden und darnach dolmetschen[…].“ Auf das Verständnis in der Zielsprache kommt es an! Nur so kann Luthers deutsche Bibelübersetzung seine weitreichende Wirkung entfalten. Und das tut sie auch – und zwar gewaltig: Gutenberg hat den Buchdruck bereits erfunden und Luther verzichtet auf ein Übersetzerhonorar. Die Übersetzung der Bibel in deutscher Sprache wird so ein Verkaufsschlager und Luther damit zum Bestsellerautor des 16. Jahrhunderts. Die Reformation hat begonnen!

Noch heute ist die deutsche Sprache übrigens durch Martin Luthers Übersetzung der Bibel geprägt – ohne dass wir es zwingend bemerken: Die Wendungen „ihm geht ein Licht auf“, „im Dunkeln tappen“, „Lästermaul“, „Lückenbüßer“, „Gewissensbisse“ und „Denkzettel“ sind nur wenige Beispiele für Wortschöpfungen Luthers, die heute noch fester Bestandteil der profanen Alltagssprache sind.

Gewinnen Sie ein Sammlerstück: Martin Luther als Spielzeugfigur

Das Lebenswerk Luthers honorierte der deutsche Spielzeughersteller Playmobil nun übrigens auf sehr originelle Weise: Auch, um für das 500. Jubiläum der Reformation im übernächsten Jahr zu werben, wurde der Reformator – und erste deutsche Übersetzungstheoretiker – auf Anregung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der Deutschen Zentrale für Tourismus und der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg hin zu Beginn dieses Jahres erstmals als Spielfigur im Miniaturformat produziert. Und hier war das Interesse ebenfalls riesengroß: Die erste Auflage von 34.000 Figuren war binnen 72 Stunden ausverkauft.

Wir verlosen drei Exemplare der Nachproduktion! Den schnellsten drei Einsendern schenken wir jeweils einen Playmobil-Martin-Luther mit seiner Übersetzung der Bibel in der Hand – für die kleine Reformation im Kinderzimmer. Bitte senden Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Martin Luther“ an: kontakt@sprachenfabrik.de

Und natürlich stehen wir Ihnen unter dieser E-Mail-Adresse auch heute bei Fragen rund ums Thema Sprachdienstleistungen und Übersetzung zur Verfügung, denn, um diesen Blogeintrag mit Worten aus Martin Luthers „Sendbrief“ zu schließen, ebendiese sollten schließlich von sprachlich und fachlich gut ausgebildeten professionellen Übersetzern übernommen werden: „Ach, es ist dolmetschen keineswegs eines jeglichen Kunst […]; es gehöret dazu ein recht, fromm, treu, fleißig, furchtsam, christlich, gelehret, erfahren, geübtes Herz.“