image Exzellente Masterarbeit zu richtungsweisendem Thema image Neu bei uns: Maschinelles Übersetzen

Zuwachs in der „Sprachenfabrik-Familie“

In diesem Jahr ist die Sprachenfabrik wieder um ein festes Teammitglied gewachsen: Nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium (German and English Studies, Durham University) absolvierte Jemma Lincoln ab Anfang Januar 2020 zunächst ein dreimonatiges Praktikum in unserem Inhouse-Sprachenteam. Sehr schnell haben wir und ebenso unsere Kunden feststellen dürfen: Jemma ist eine englische Muttersprachlerin mit einem außerordentlich feinen Sprachgefühl. Sie hat die Fähigkeit, Texte aus dem Deutschen absolut präzise, punktgenau und angemessen ins Englische zu übersetzen.

Wir freuen uns daher sehr, dass Jemma sich im Anschluss an ihr Praktikum für eine Festanstellung bei der Sprachenfabrik entschieden hat und unser Team in Bielefeld mit ihren Fähigkeiten weiterhin bereichert!

Jemma, kannst du uns ein bisschen über dich erzählen?

Ja, gern! Hm, wo fange ich an? Vielleicht mit der Frage, was mein Interesse an der deutschen Sprache überhaupt ausgelöst hat. Also, ich war in der sechsten Klasse, als ich mir vornahm, eine Fremdsprache fließend zu beherrschen. In der Schule konnte man dann zwischen Deutsch und Französisch wählen. Im Unterricht gefielen mir die logischen Regeln der deutschen Sprache deutlich besser als die französische Sprache mit ihren gefühlt tausend Ausnahmen von allen Regeln!

Wegen bestimmter Regeln, z. B. der Regel, dass ein zweites (oder drittes oder viertes) Verb ans Ende eines Satzes gestellt wird, benötigt man zur Verwendung der deutschen Sprache klare und strukturierte Gedanken, um einen Satz richtig formulieren zu können. Das fand ich, und finde ich immer noch, äußerst sinnvoll – aber es ist auch wirklich schwierig. Ich hatte jahrelang Angst davor, beim Sprechen Fehler zu machen – und redete daher mit meiner Austauschpartnerin in der Schulzeit meistens auf Englisch. Leider!

Mein Selbstbewusstsein in Sachen „mündlicher Sprachgebrauch“ entwickelte sich dann aber während meines Auslandsjahrs, das ich im Rahmen meines Studiums absolvierte. Ich lebte in einem kleinen bayerischen Dorf namens Burglengenfeld (in der Nähe von Regensburg) und arbeitete dort als Fremdsprachenassistentin an zwei Gymnasien. Mein Aufenthalt bei einer Kollegin und ihrem Mann, der kein Englisch konnte, war der Hauptgrund dafür, dass ich meine mündlichen Fertigkeiten im Deutschen stark verbesserte: Meine Angst vor Fehlern war bald sogar ganz verschwunden, weil ich einfach viel Deutsch sprach – denn sonst hätte es ja keine Kommunikation mit meinem Mitbewohner gegeben!

Jemma Lincoln

Im Allgemeinen interessiere ich mich nicht nur für Sprache an sich, sondern auch für das Verhältnis von und die Verhaltensmuster zwischen verschiedenen Sprachen. Während meines Bachelorstudiums, in dem meine Hauptfächer englische Literatur und Deutsch waren, konnte ich derartige Verbindungen zwischen grammatikalischen Strukturen, im Spracheninhalt und in Redewendungen tiefergehend analysieren. Der Fokus meines Studiums lag zwar hauptsächlich auf Literatur, aber meine Lieblingsmodule waren Übersetzen und Dolmetschen. Hier durfte ich viel mehr als lediglich das Sprachenverhältnis kennenlernen: Ich habe erfahren, wie man einen deutschen Text am besten ins Englische überträgt – und umgekehrt. Bei der schriftlichen Übersetzung einerseits hatte ich viel Zeit, den Ausgangstext zu analysieren und die wirklich passendste Lösung zu finden. Im Dolmetschen musste ich andererseits meine stetig wachsenden Deutschkenntnisse unmittelbar anwenden, um die Bedeutung einer Rede oder eines Gesprächs so schnell und korrekt wie möglich mündlich in die andere Sprache zu übertragen.

Ich finde beide Formen der Sprachmittlung einfach unheimlich faszinierend und ich freue mich riesig darüber, dass ich bei der Sprachenfabrik die Gelegenheit habe, meine Übersetzungsexpertise einzubringen – und bei Bedarf auch im Bereich Dolmetschen unterstützen kann.

Am Ende meines Studiums war mir klar, dass ich eine Karriere in der Übersetzungsbranche einschlagen wollte. Und diese Karriere sollte in Deutschland beginnen: Denn nachdem ich bereits wieder ein Jahr in England war, vermisste ich das tägliche Deutschreden. Man verbessert seine Sprachkenntnisse im Land der entsprechenden Sprache einfach am besten! Eine Dozentin meiner Hochschule empfahl mir die Sprachenfabrik, da im Laufe der Jahre ziemlich viele Studenten aus meiner Uni-Stadt Durham hier erfolgreiche Praktika absolviert hatten. Auch zu der Zeit gab es eine Praktikumsausschreibung, auf die ich mich mit der Hoffnung, im Anschluss bleiben zu können, bewarb.

Und hier bin ich nun: Als Inhouse-Übersetzerin sind meine Aufgaben im Team nicht nur auf Übersetzungsaufträge begrenzt. Dazu kommen Aufgaben wie die Vieraugenprüfung von extern angefertigten englischen Übersetzungen, Redaktion, Terminologiearbeit, Transkription, Untertitelung und neuerdings auch das Post-Editing von maschinellen Übersetzungen. Die von den unterschiedlichsten Kunden beauftragten Texte reichen von kleineren Ad-hoc-Anfragen bis hin zu großen Projekten, die eine strukturierte und ordentliche Planung erfordern. Diese Vielfalt schätze ich am meisten an der Arbeit: Mir wird nie langweilig! Marketingtexte oder kreative Aufträge machen mir besonders viel Spaß. Klar, die Bedeutung muss richtig und angemessen übertragen werden und man muss auf die jeweilige Zielgruppe achten, aber man darf auch wirklich mit der Sprache spielen, um idiomatische Lösungen zu finden.

Ich wohne jetzt seit sechs Monaten in Bielefeld – im Stadtzentrum kenne ich mich immer noch nicht so gut aus. Zuerst dämpfte die Dunkelheit des Winters meine Ausgehlust – und dann kam die Ausgangssperre. Aber seitdem die Sonne wieder rauskommt und Lockerungen eingeführt werden, bin ich häufig im schönen Teutoburger Wald spazieren oder joggen und war inzwischen schon das ein oder andere Mal in der Stadt. Ich bemerke auch immer mehr Ähnlichkeiten zwischen Bielefeld und meiner Heimatstadt Norwich: die Größe, die Alt- und Neustadtteile, die Grünflächen in der Nähe vom Stadtzentrum – und die Fußballmannschaft, die ziemlich oft zwischen der 1. und 2. Bundesliga auf- und absteigt!

In Bielefeld habe ich mich daher ziemlich schnell zuhause gefühlt – was aber auch daran liegt, dass ich so früh in die „Sprachenfabrik-Familie“ integriert und so freundlich empfangen wurde. Dafür bin ich sehr dankbar und ich freue mich sehr auf die kommende Zeit hier im Team.