image Übersetzung des Kundenmagazins von BÖRLIND durch Sprachenfabrik Aus Schottland zur Sprachenfabrik

Preise, Feste, Menschenrechte: der Internationale Übersetzertag 2014

Schutzpatron der Übersetzer

Der heilige Hieronymus, Schutzpatron der Übersetzer, starb am 30. September 420.Wie stellt man sich einen solchen Schutzpatron nun vor? Eine schnelle Google-Bildersuche bringt Aufschluss: ein Weiser mit langem Bart, der zurückgezogen im Kerzenschein, umgeben von Pergamenten und Manuskripten, Wörter in unterschiedlichen Sprachen zu Papier bringt. Wie viel diese romantische Vorstellung mit der Realität zu tun hat, können heute allenfalls Kunsthistoriker beantworten. Das Pergament ist längst dem Computer gewichen, die Kerze der Schreibtischlampe, und Hieronymus hat seine heute als Vulgata bekannte lateinische Bibelübersetzung sicherlich auch nicht nach Wörtern abgerechnet. Aber das Übersetzen als Kulturtechnik ist in einer modernen, globalisierten Gesellschaft wichtiger denn je. Daher feiert die Übersetzerbranche am 30. September den Internationalen Übersetzertag, auch Hieronymus-Tag.

Offiziell eingeführt wurde er 1991 vom Internationalen Übersetzerverband FIT (Fédération Internationale des Traducteurs), sein Namensgeber ist der Heilige Hieronymus.

 

Veranstaltungen am Tag des Übersetzens

So vielfältig der Beruf des Übersetzers und das Feld der Sprachen sind, so vielfältig sind auch die Veranstaltungen, die jedes Jahr am 30. September im Rahmen des Internationalen Übersetzertags stattfinden. Viele werden von den großen deutschen Übersetzerverbänden, dem Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) und dem Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e. V. (VdÜ), veranstaltet. Wobei der Beruf des Übersetzers im Mittelpunkt steht. Es geht um Übersetzer als Einzelkämpfer, als Wirtschaftsfaktor, als Kulturmittler, als diejenigen, die Kommunikation und Völkerverständigung auch über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg ermöglichen.

Eine der unter Sprachbegeisterten und Wortaffinen wohl bekanntesten Veranstaltungsreihe zum Internationalen Übersetzertag ist die unter anderem vom Auswärtigen Amt und vom Goethe-Institut geförderte Weltlesebühne, die seit 2009 in verschiedenen deutschen Städten sowie in Zürich und Goethe-Instituten weltweit mit Gläsernen Übersetzern dem Publikum die Welt des Übersetzens näherbringen möchte (www.weltlesebuehne.de). Am Weltübersetzertag, wie er gerne auch genannt wird, erleben die Zuschauer die Entstehung einer Übersetzung live und verfolgen den nicht immer einfachen Weg vom Original bis zur gelungenen Übersetzung.

 

Auszeichnungen für Übersetzer

Der Internationale Übersetzertag wird auch genutzt, um Menschen und Unternehmen für ihren vorbildlichen Umgang mit Sprache und ihre Übersetzungen auszuzeichnen.

Der BDÜ vergibt seit 2012 jährlich den BDÜ-Hieronymus-Preis an Unternehmen für ihre herausragende mehrsprachige Kommunikation. Als Preisträger kann jedes Unternehmen im In- und Ausland vorgeschlagen werden, „das in vorbildlicher Weise seine mehrsprachige Kommunikation mit internen oder externen Übersetzern und/oder Dolmetschern realisiert.“

Der VdÜ verleiht seit 1979 alle zwei Jahre den Hieronymusring. Er wurde von der Übersetzerin Susanna Brenner-Radermacher anlässlich ihres 80. Geburtstags gestiftet und wird für herausragende Übersetzerleistung verliehen. Der jeweilige Träger des Rings gibt diesen nach zwei Jahren an den nächsten ausgewählten Kollegen weiter.

Der für uns tägliche routinierte Umgang mit Sprache, das Übersetzen, ist nicht nur Wirtschaftsfaktor, Unterhaltung oder einfache Verständigungshilfe – er ist für viele Menschen weltweit (über)lebenswichtig und hilft ihnen, sich in allen Situationen in ihrer eigenen Sprache ausdrücken und verständigen zu können. Darauf möchte der Internationale Übersetzerverband FIT mit seinem diesjährigen Motto des Internationalen Übersetzertags hinweisen: Language Rights: Essential to All Human Rights.

Die FIT nutzt den Internationalen Übersetzertag 2014, um an die Allgemeine Erklärung der Sprachenrechte, die sogenannte Barcelona Declaration, zu erinnern. Diese Erklärung stellt das Recht jedes Einzelnen heraus, „sowohl in der Öffentlichkeit als auch privat die eigene Sprache“ zu verwenden. Sie wurde in Anlehnung an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 im Rahmen der Weltkonferenz für Sprachenrechte am 9. Juni 1996 in Barcelona verabschiedet. Die Sprache, da sind sich die Unterzeichner einig, ist ein wichtiger Teil unserer Identität, weshalb niemand daran gehindert werden darf, uneingeschränkt in seiner eigenen Sprache zu kommunizieren.

Und so verbindet der Geist des Heiligen Hieronymus auch heute noch die Menschen durch eines der wichtigsten Kulturgüter, das sie haben: die Sprache.