Kompetenzen

Gewusst wie: Recherche für Fachübersetzer*innen

Für Autor*innen von Fachtexten ist das Recherchieren eine Selbstverständlichkeit: Neue Ideen werden gesammelt, Aussagen und Formulierungen überprüft und mit Fakten untermauert. Und dann? Fachübersetzer*innen müssen diese Texte in der ursprünglichen Sprache zunächst bis ins Detail verstanden haben. Außerdem müssen sie selbstverständlich über Expertise und Branchenvokabular des jeweiligen Fachgebiets (zum Beispiel Recht, Medizin oder Bauingenieurwesen) in der sogenannten Zielsprache verfügen. Nur so kann der übersetzte Text bei den Leser*innen die gleiche Wirkung wie im Original entfalten. Und dafür ist Recherche notwendig: Fachwissen und -vokabular muss ausgebaut und stets auf aktuellem Stand gehalten werden.

Im Folgenden haben wir einige hilfreiche Ratschläge für Fachübersetzer*innen zusammengefasst und erläutern, wie die Recherchearbeit möglichst strukturiert und effizient angegangen werden kann.

Was recherchiere ich?

Je nach Textart, Komplexität des Ausgangstextes und individuellem Vorwissen entsteht unterschiedlicher Recherchebedarf: Im ersten Schritt recherchierst Du zunächst grundlegendes Faktenwissen, um etwa im Fachgebiet „Technik“ die Funktionsweise einer speziellen Anlage nachvollziehen zu können. Wichtig ist ebenfalls die Fachterminologie – zunächst in der Ausgangssprache und dann natürlich ihre Entsprechung in der Zielsprache.

Beim Urkundenübersetzen spielt nicht selten die Schreibung von Eigennamen und Institutionsbezeichnungen eine wichtige Rolle: Sie müssen vorgegebenen Standards (z. B. ISO-Normen, Vorschriften oder landesspezifischen Konventionen) entsprechen. Im publizistischen oder literarischen Bereich werden Originalzitate oder bereits etablierte Übersetzungen ebenso zum begehrte Suchziel wie idiomatische muttersprachliche Redewendungen oder in bestimmten Kontexten verwendete Wortzusammensetzungen (z. B. „Angebot gültig bis“).

Wo recherchiere ich?

Normalerweise genügt eine Online-Recherche, um die benötigten Informationen zu finden. Dabei werden oft gängige Suchmaschinen wie Google, Bing oder DuckDuckGo verwendet. Aber Achtung: Da die meisten Internetbrowser frühere Suchanfragen und das Nutzerverhalten tracken, sind die nachfolgenden Suchergebnisse zumeist personalisiert – und somit teils selektiv. Das kann also Vor- und Nachteile haben, die es zu berücksichtigen gilt.

Du wirst auch immer wieder Situationen haben, in denen eine tiefergehende Recherche notwendig wird. Daher ist es wichtig, dass Du Dir eine Sammlung von verlässlichen Informationsquellen je Fachgebiet zusammenstellst. Hierzu gehören beispielsweise ein- oder mehrsprachige Online-Glossare (Online-Wörterbücher). Sie bieten eine erste Hilfestellung, wenn es um Begriffe und Benennungen geht. Komplexer, aber auch fundierter sind fachspezifische Datenbanken oder Terminologiesysteme, die oft von wissenschaftlichen Einrichtungen aufgebaut und gepflegt werden. Sinnvoll ist auch, nach sogenannten Paralleltexten zu suchen, in denen das gleiche Thema in Ausgangs- und Zielsprache behandelt wird.

Wie recherchiere ich?

Damit ein Recherchevorgang zum Erfolg führt, sollten ein paar Regeln beachtet werden:

  • Verwende präzise Formulierungen!
    Wähle Suchbegriffe, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in den gesuchten Informationen vorkommen. Vermeide allgemeine Begriffe und verwende stattdessen spezifische Termini.
    Wenn Du KI für Deine Recherche nutzt, dann verbessere Deine sogenannte „Promptkompetenz“ – am besten durch Ausprobieren. Gemeint ist die Fähigkeit, Fragestellungen so zu formulieren, dass die KI Dir eine möglichst hilfreiche Antwort geben kann.
  • Verfeinere deine Suchmethodik!
    Setze Suchfilter und -operatoren ein und grenze so die Suchergebnisse ein (Bsp.: Optimierung von Suchanfragen in Google).
  • Lies Zusammenfassungen!
    Bei Zeitungsartikeln oder akademischen Beiträgen helfen Kurzzusammenfassungen: So kannst Du mit geringem Zeiteinsatz prüfen, ob der Beitrag Dir relevante Informationen liefert.
  • Sei flexibel!
    Falls eine Suchanfrage keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefert, versuche es mit Synonymen oder alternativen Suchbegriffen. Oder suche, wenn möglich, auch in anderen Sprachen.
  • Lerne kontinuierlich dazu!
    Sei offen für neue Informationsquellen und -methoden.
  • Speichere deine Suchergebnisse
    Du solltest wichtige Suchergebnisse und Informationsquellen so ablegen, dass Du sie schnell wiederfinden kannst.
Wie dokumentiere ich meine Rechercheergebnisse?

Deine Rechercheergebnisse solltest Du im Rahmen des eigenen Wissens- und Terminologiemanagements strukturiert und wiederverwendbar speichern. Dazu stehen Dir verschiedene Softwarelösungen zur Verfügung. Besonders gut geeignet sind dabei Terminologiemanagementprogramme wie MultiTerm oder Qterm. Damit können nicht nur Benennungen in einer oder mehreren Sprachen, sondern auch Definitionen, Bilder, Videos, Audioformate, Quellen, Synonyme, Abkürzungen und vieles mehr systematisch abgelegt werden. Übrigens: Solltest du besonderes Interesse an dieser Arbeit haben, kannst Du diese Tätigkeit auch zum Beruf machen und Terminolog*in werden.

Wenn Du Fragen zum Thema hast, steht unsere Kollegin Ilona Riesen gern zur Verfügung.

Qualitätsmanagement in der Übersetzung

Alle reden über Qualität. Aber wie wird diese bei Sprachdienstleistungen, insbesondere bei Übersetzungen, tatsächlich erreicht? Eins ist sicher: Es sind stets mehrere Faktoren, die ineinandergreifen müssen und nur so zu einem qualitativ hochwertigen Ergebnis führen können. Ant Kahramanoglu verantwortet das Qualitätsmanagement in der Sprachenfabrik. Er erklärt, worauf wir großen Wert legen.

Beratung im Vorfeld

Egal, ob große Projekte oder kleinere Aufträge: In Sachen Qualitätssicherung beginnen wir stets mit der subjektiven Sicht unserer Kund*innen: Welche Anforderungen werden im Vorfeld an unsere Sprachdienstleistung gestellt? Dies kann, je nach Textart, Kontext oder Projektbezug, sehr unterschiedlich sein.

Ein Beispiel: Die gewünschte Übersetzung soll Nahbarkeit vermitteln und einen persönlichen Ton anschlagen. Selbst wenn das Übersetzungsergebnis objektiv gut ist, kann es sein, dass trotzdem kein qualitativ zufriedenstellendes Ergebnis aus Kund*innen-Sicht vorliegt. Nämlich dann, wenn der Zieltext eben genau diese Bedingungen nicht erfüllt.

Qualität richtet sich also grundsätzlich auch nach den individuellen Vorstellungen der Auftraggeber*innen – und diese gilt es im Vorfeld zu ermitteln. Folgende Aspekte sind dabei besonders wichtig:

  • Vorgaben zu Stil und Tonalität
  • terminologische Vorgaben (falls vorhanden)
  • formelle oder informelle Sprache (z. B. Duzen oder Siezen)
  • Zweck der Sprachdienstleistung (z. B. Übersetzung für englischsprachige Version der Website, Verwendung als Untertitel in einem Video oder internes Medium)
  • Zielgruppe (z. B. jüngere Altersgruppe, Fachpublikum oder Mitarbeitende)
  • Referenzmaterialien (z. B. frühere Publikationen zum Thema)
Begleitung des Übersetzungsprozesses

Haben wir die Qualitätsbedingungen gemeinsam mit dem Kunden ermittelt und vereinbart, sind wir dran:

  • Wir beraten, welche Sprachdienstleistung im konkreten Fall am besten zum qualitativ gewünschten Ergebnis führt (z. B. humane oder maschinelle Übersetzung).
  • Wir beauftragen die für das individuelle Projekt geeigneten Sprachexpert*innen aus unserem weltweiten Netzwerk.
  • Wir geben die individuellen Anforderungen und Wünsche für das Projekt an die beteiligten Fachübersetzer*innen weiter.
  • Wir klären eventuelle Rückfragen, Anmerkungen und kommunizieren mit den Ansprechpartner*innen begleitend im Projektverlauf.
Einholen von Feedback im Nachgang

Qualitätsmanagement bedeutet auch, sich durch Feedback zu verbessern – ausdrücklich auch dann, wenn unsere Kund*innen mit dem Ergebnis zufrieden sind. Daher holen wir nach Auftragsdurchführung regelmäßig Feedback ein – und justieren nach. So aktualisieren wir beispielsweise unsere internen technologischen Ressourcen.

Ein Beispiel: Nach der Lieferung unserer Übersetzung werden kundenseitig noch letzte Änderungen vorgenommen. In diesem Fall fragen wir gezielt nach den finalen Dokumenten und können so die individuellen Wünsche bei zukünftigen Aufträgen noch besser berücksichtigen.

Für Folgeaufträge aktualisieren wir unser Translation Memory (Übersetzungsspeicher) und auch unsere Terminologiedatenbank, damit die Änderungen bei weiteren Übersetzungen automatisch genutzt werden können.

Gern beraten wir euch zum Thema Qualitätssicherung bei Übersetzungen. Bei Fragen steht unser Kollege Ant Kahramanoglu gern zur Verfügung!

Back to School: Kostenloses E-Learning-Schnupperangebot

Bevor er dieses Jahr so richtig begonnen hat, neigt sich der ostwestfälische Sommer schon wieder dem Ende zu. Das neue Schuljahr hat angefangen und die Schülerinnen und Schüler drücken seit heute Vormittag wieder die Schulbänke. Wir möchten Dich in diesem Zuge herzlich in unser E-Learning-Portal einladen! Wir bieten ab sofort einen kostenlosen Back-to-School-Schnupperbereich an.

Berufliche Perspektiven

Hier können sich alle Übersetzer*innen und Dolmetscher*innen – und insbesondere auch solche, die es werden wollen, – umsehen und orientieren. Klicke einfach auf „Anmelden als Gast“.

Denn unser E-Learning-Angebot eröffnet neue Horizonte für zukünftige Berufswege: Du kannst als Sprachexpert*in z. B. freiberuflich arbeiten, in international agierenden Unternehmen tätig sein und Dich je nach persönlichen Interessen auf Fachgebiete wie Medizin, Recht oder Technik spezialisieren. Du kannst die eigenen beruflichen Aktivitäten auch methodisch diversifizieren und beispielsweise als Terminolog*in, Projektmanager*in oder Post-Editor*in der globalen Sprachenwelt arbeiten.

Unsere E-Learning-Kurse bieten Dir dabei eine flexible und bequeme Möglichkeit, von zu Hause aus zu lernen und sich sprachlich mit verschiedenen Schwerpunkten weiterzubilden. Ab sofort kannst Du Dich im Showroom unserer virtuellen Akademie kostenlos umsehen. So erhältst Du einen Einblick in unsere interaktive Lernumgebung und zwei interessante Kursbereiche:

Virtueller Showroom

Im Kursbereich „Vorbereitung auf Übersetzerprüfungen“ bekommst Du einen Überblick über all unsere Kurse zu diesem Thema und kannst Dich in zwei Schnupperkursen ausprobieren:

  • Schnupperkurs: Geprüfte*r Übersetzer*in EN-DE
    Vorbereitung auf die IHK-Übersetzerprüfung für die Sprachkombination Englisch-Deutsch
  • Schnupperkurs: Staatlich geprüfte*r Übersetzer*in RU-DE
    Vorbereitung auf die staatliche Übersetzer-/Dolmetscherprüfung für die Sprachkombination Russisch-Deutsch

Im Kursbereich „Kurse für Urkundenübersetzer & Gerichtsdolmetscher“ stehen Dir Schnupperlektionen und -übungen aus zwei weiteren Kursen offen:

  • Schnupperkurs: Einführung ins Urkundenübersetzen
    Sprachunabhängiger Einblick in formale Fragen der Tätigkeit ermächtigter Übersetzer*innen in Deutschland mit Testfragen
  • Schnupperkurs: Praxis des Urkundenübersetzens EN-DE
    Praxisorientierte Erweiterung des Einführungskurses – mit zahlreichen Übersetzungsübungen, individuellem Feedback und Musterübersetzungen für Urkunden

In den Schnupperkursen kannst Du übrigens auch unsere Lernvideos über den Übersetzer- und Dolmetscherberuf anschauen. So kannst Du selbst testen: Vielleicht wäre das eine Berufsoption für Dich?

Für wen sind die Kurse geeignet?

Egal, ob Du noch am Anfang Deiner Karriere stehst oder bereits erste Erfahrungen gesammelt hast: Unsere E-Learning-Kurse bieten für jedes Einstiegsniveau etwas. Wir freuen uns darauf, auf diesem Wege (angehende) Kolleg*innen aus der Sprachenbranche in unseren virtuellen Räumlichkeiten zu begrüßen – und stehen natürlich auch für ein persönliches Beratungsgespräch gern zur Verfügung!

Wende Dich gern an unsere Kollegin Ilona Riesen!

 

Auf dem memoQfest 2023

Für uns als Sprachdienstleister sind Sprachtechnologien wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Ein zentrales Translation-Management-System ist hier memoQ, mit dem wir den Großteil unserer Übersetzungsprojekte umsetzen. Wie schon im letzten Jahr fand das memoQfest auf Einladung des Unternehmens im Marriott Hotel direkt am Donau-Ufer statt – eine prächtige Kulisse im Herzen von Budapest. Die Branchenkonferenz lief über drei Tage und bot insgesamt über 260 Teilnehmenden aus mehr als 35 Ländern ein abwechslungsreiches Programm. Dabei war auch unser lieber Kollege Ant, der uns von seinen Eindrücken berichtet:

Master Class Day

Der erste Tag war „Master Class Day“: Hier konnten wir in intensiven Sessions unsere Kenntnisse des Übersetzungstools vertiefen. Das memoQ-Team bewies ein gutes Gespür dafür, gezielt weniger bekannte Funktionalitäten vorzustellen, welche uns als LSP (Language Service Provider) aber erkennbaren Mehrwert bieten. Nicht selten konnte man am Gesichtsausdruck der Teilnehmenden ablesen, wie diesen sprichwörtlich ein Licht aufging.

Zwischen den Vorträgen hatten wir zudem Gelegenheit, andere Teilnehmende in ungezwungener Atmosphäre kennenzulernen und uns bei Kaffee über die Vortragsinhalte oder andere relevante Themen auszutauschen. Dieser persönliche Austausch hat mich beeindruckt: Alle zeigten sich aufgeschlossen, über ihre Erfahrungen in der Branche zu reden und Best Practices zu teilen.

Case Studies, die Zukunft der Branche und ein beflügelndes Gefühl

An Tag 2 und 3 gaben Referentinnen und Referenten ihre Expertise im Rahmen von Fachvorträgen weiter und stellten innovative Ansätze zur Verbesserung von Übersetzungsworkflows vor. Mehrere LSPs präsentierten komplexe Übersetzungsprojekte aus ihrer eigenen Praxis und erläuterten detailliert und anschaulich, mit welchen Prozessschritten sie diese in memoQ effizient realisieren konnten.

Ein Thema, das während des gesamten Events eine zentrale Rolle spielte: die Zukunft der Sprachdienstleistungsbranche. In verschiedenen Diskussionsrunden und Präsentationen wurden wichtige Trends und Entwicklungen beleuchtet. Besonders spannend war die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in bestehende Übersetzungssysteme.

Hier wurde deutlich: Die gesamte Sprachdienstleistungsbranche steht am Anfang einer neuen Entwicklungsphase. Alle Akteure – Unternehmen, LSPs und Freelancer – loten derzeit aus, bei welchen Sprachdienstleistungen die neuen KI-Technologien effektiv eingesetzt werden und damit Mehrwert bieten können.

Abschließend kann ich sagen: Das memoQfest 2023 war eine unglaublich inspirierende Erfahrung. Ich habe Kontakte zu anderen Sprachbegeisterten in der Branche geknüpft und konnte neue Ideen und Impulse mitnehmen – eine Bereicherung für meine eigene Arbeit genauso wie für die gesamte Sprachenfabrik.

Beflügelnd war auch das Gefühl, Teil einer dynamischen Community zu sein, in der alle aktiv die Zukunft mitgestalten. Ich schätze mich glücklich dafür – und freue mich schon auf das nächste memoQfest!

 

Modernes E-Learning: Unser Besuch auf der Learntec

Vom 23. bis 25. Mai fand in Karlsruhe die Learntec statt, die europaweit größte Fachveranstaltung für digitale Bildung. Unsere liebe Kollegin Ilona, Projektleitung unseres E-Learning-Bereichs, war mit von der Partie und erzählt von ihren Eindrücken:

Warum die Learntec?

Ein Besuch auf der Learntec war für mich ein Muss. Als Agentur für internationale Kommunikation und Anbieter von Kursen für Sprachdienstleister*innen ist die Auseinandersetzung mit aktuellen technischen Entwicklungen für uns selbstverständlich. Wir möchten unsere Arbeit noch besser und effizienter machen und (angehenden) Übersetzer*innen pragmatische Lernumgebungen anbieten. Bei der Aus- und Weiterbildung von Sprachexpert*innen setzen wir auf E-Learning: Unsere Kurse werden mittels eines Learning-Management-Systems (LMS) in einer virtuellen Akademie („Bildungsportal der Sprachenfabrik“) organisiert und können individuell sowie zeit- und ortsunabhängig absolviert werden.

So reiste ich Ende Mai für drei Tage nach Karlsruhe, um mich über den aktuellen Stand der Dinge in Sachen E-Learning-Technik und -Wissenschaft zu informieren. Das war bei Weitem nicht mein erster Besuch auf einem Fachkongress oder einer Fachmesse. Aber es war mein erster Besuch auf einer Fachveranstaltung, auf der es schwerpunktmäßig um neue Technologien ging – und damit irgendwie auch um unser aller Zukunft. Noch nie brummte mein Kopf am Ende des Tages so stark: voller interessanter Informationen, innovativer Gedanken, Ideen – und einiger Aha-Erlebnisse.

Inhalte und Programm: KI und die Zukunft des E-Learning

Die Learntec befasst sich typischerweise mit digitalem Lernen im Beruf, in Schule und Hochschule. Sie beinhaltet dabei vier Produktgruppen: Bildungsmanagement, E-Learning-Content, Hardware und Software sowie Wissensmanagement. Zur Zielgruppe der Vorträge und Diskussionen gehören sowohl E-Learning-Einsteiger*innen, die einen allgemeinen Überblick bekommen wollen, als auch Profis mit langjähriger Erfahrung und spezifischen Fragestellungen.

Sehr beeindruckend fand ich die Keynote Speech von Elliott Masie, Experte für Bildungstechnologie, zur Eröffnung des 2. Kongresstages: Future(s) of Learning: AI? Personalized? Scalable? EveryDay? Der Vortrag umriss die aktuellen Bildungstrends und gab dem Fachpublikum die Aufgabe mit, über die Zukunft des Lernens in Zeiten der allgegenwärtigen Künstlichen Intelligenz (KI) nachzudenken. Wir dürfen gespannt sein, ob sich das traditionelle E-Learning bald vielleicht in ein Micro-Learning „everywhere, everyday and for everyone“ wandeln wird.

Gedanken über die Bedeutung der KI-Präsenz in unserem Leben im Allgemeinen und in unseren Berufen im Besonderen teilten auch andere Referent*innen. Ich nahm teil an Diskussionen, Vorträgen und Workshops über existierende KI-Systeme und ihre Entwicklungsgeschichte, über den Einfluss der KI auf Kunst- und Contententstehung, über die rechtlichen Aspekte des KI-Einsatzes im Unternehmens- und Trainingskontext und über die Auswirkungen von Chatbots auf das Prüfungswesen in Ausbildung und Studium.

Ein rauchender (3-D-)Kopf

Auch die Vielfalt und der Einsatz von Learning-Management-Systemen wurden thematisiert. Meine Erkenntnis: Unser auf dem LMS Moodle basierendes Bildungsportal leistet uns wirklich gute Dienste. Es bietet umfangreiche technische Funktionalitäten, die unsere Kurse an unterschiedliche Ziele unserer Teilnehmer*innen und ihre Lebensumstände anpassbar machen. Aber es gibt immer Raum zur Weiterentwicklung und Optimierungspotenzial. Und so brachten zahlreiche Gespräche an den Messeständen der Softwareanbieter meinen Kopf immer wieder zum Rauchen. Da kam es sehr gelegen, dass ich an einem der Stände eben diesen Kopf in einem wunderschönen neon-grünen 3-D-Druck mit nach Hause nehmen durfte.

Der Besuch war insgesamt überwältigend und ich habe bis heute zahlreiche neue Ideen im Gepäck. Wenn Du Dich zu diesem Thema austauschen möchtest oder Fragen hast, sprich mich gern an!

Auf dem Plunet Summit 2023

Wie es um die Zukunft der Sprachenbranche bestellt ist, ist eine Frage, die wohl alle Menschen zurzeit häufiger denn je hören, die ihr tägliches Brot durch die Arbeit mit Sprache(n) bestreiten. Kein Wunder, dass sie auch auf dem diesjährigen Plunet Summit heiß diskutiert wurde.

Ein Großteil unserer Prozesse läuft über den Plunet BusinessManager, einem webbasierten Business-Management-System, das speziell für die Sprachdienstleistungsbranche entwickelt wurde. Auf Einladung des Systemanbieters kamen vor wenigen Tagen Plunet-User*innen aus der ganzen Welt im Berliner Spreespeicher zusammen, mittendrin auch unsere Kolleginnen Marie und Christin.

 

Networking, Vorträge und eine Geburtstagsparty

Voller Erwartungen erreichen wir den direkt am namensgebenden Fluss gelegenen Spreespeicher. Schon beim Kaffee auf der Terrasse ergibt sich das erste interessante Gespräch mit anderen Konferenzbesucher*innen aus Kanada und Texas – eine von unzähligen Networking-Gelegenheiten, die in den kommenden zwei Tagen folgen. Vorträge gibt es vom Plunet-Team selbst, aber auch von Kolleg*innen anderer Agenturen und Konzerne, die wie wir Systemadministrator*innen sind. Die Themen sind so vielfältig wie die Teilnehmer*innen: vom Sneak Peak in Plunet 10 über den „Ultimate Panel on Business Regrets“ bis hin zu Language Access und Social Impact in unserer Branche. Persönlicher Austausch findet Platz in kleineren, themenspezifischen Roundtables, z. B. zur Integration des Translation-Memory-Systems memoQ, zum nächsten Upgrade oder zum Qualitätsmanagement. Gekrönt wird der Tag von der Plunet-Party, die in diesem Jahr auf der Spree an Deck eines Boots stattfindet. Wir quizzen und genießen Live-Musik bei wunderschönem Sonnenuntergangspanorama. Berlin hat sich für den diesjährigen 20-jährigen Geburtstag unseres Projektmanagement-Tools anscheinend extra herausgeputzt. Happy Birthday, Plunet!

Exploring the Many Futures of the Language Industry

Auch der zweite Tag ist wieder inhalts- und gesprächsreich. Wir steigen noch tiefer ein, in die Software und in fachliche Diskussionen. Ein Highlight ist der Technology Panel „The Future of Technology in our Industry“. Nein, unsere Industrie ist nicht tot und wird so schnell auch nicht aussterben. Wir Language Service Provider haben unsere Zukunft selbst in der Hand – und können die Künstliche Intelligenz zu unserem Besten nutzen. Doch um zu wissen, wie genau in zehn oder 20 Jahren die Industrie aussieht, müssen wir wohl ebenso lange warten. Die Entwicklung bis dahin werden wir nicht nur beobachten, sondern aktiv mitgestalten. „The Multilingual Multiverse: Exploring the Many Futures of the Language Industry“ heißt bezeichnenderweise der letzte Vortrag der Konferenz von Key Note Speaker Dan Milczarski.

Positiv gestimmt und mit einer Menge neuem Input machen wir uns auf den Heimweg. Wir freuen uns schon auf all die kleinen oder größeren Optimierungen, die wir mit in unseren Arbeitsalltag bringen können – und auf den Summit im nächsten Jahr!

Titelbildnachweis: iStock.com/AleksandarNakic
Familienfreundliches Arbeiten in der Sprachenfabrik

Titelbildnachweis: iStock.com/AleksandarNakic

Mütter und Väter: Auch in der Sprachenfabrik gibt es mittlerweile viele von ihnen. Und das Alter der nächsten Sprachenfabrik-Generation reicht vom Baby bis zum bereits erwachsenen Studierenden. Alle diese Mütter und Väter bei uns wissen aus eigener Erfahrung: Nach der Coronapandemie ist vor den geschwächten Immunsystemen. Immer war mindestens ein Kind aus unserem Kollegium in dieser Wintersaison erkältet oder grippig. Und manchmal auch die Eltern. Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen ist unter diesen Umständen gelinde gesagt nicht immer einfach – aber immens wichtig für alle Beteiligten. Auch für uns in der Sprachenfabrik.

Daher haben wir, wenn man etwas Positives aus den pandemiegeprägten vergangenen Monaten und Jahren mitnehmen möchte, die Situation angenommen, wie sie ist: Wir haben unser Arbeitsumfeld in Richtung New Work weiterentwickelt. So wollen wir den Müttern und Vätern unter uns ermöglichen, Familie und Berufliches so gut wie möglich zu vereinbaren. Ebenso sollen natürlich auch alle weiteren Mitarbeiter*innen Privates und Berufliches unter einen Hut bekommen und gerne bei der Sprachenfabrik arbeiten. Wir glauben, dass nur so alle Kolleg*innen ihr gesamtes Potenzial entfalten und ihre Expertise bestmöglich einbringen können. Was hat sich in der Sprachenfabrik also konkret getan?

Hybrides Arbeiten                                  

Spätestens seit dem Digitalisierungsschub durch die Coronapandemie ist mobiles Arbeiten für uns eine Selbstverständlichkeit geworden. Grundsätzlich verfolgen wir in der Sprachenfabrik ein hybrides Arbeitsmodell. Arbeiten aus dem Homeoffice (oder auch von jedem anderen Ort, an dem es eine stabile Internetverbindung gibt) ist jederzeit möglich, aber auch im Büro sind alle jederzeit herzlich willkommen. Dies organisieren und entscheiden die Mitarbeiter*innen in ihren Teams ohne Vorgaben: situationsbezogen und eigenständig.

Moderne IT-Ausstattung

Seit eh und je ist moderne Hard- und Software die Grundlage für dieses Arbeitsmodell: Unser Projektmanagement-Tool Plunet BusinessManager ist browserbasiert; unsere CAT-Tools memoQ und Across laufen über Server in der Cloud. Telefongeräte gibt es bei uns schon lange nicht mehr, alle Mitarbeiter*innen nutzen ausschließlich Laptops. Darüber hinaus unterstützt uns Microsoft 365 bei unserem kollaborativen Arbeitsansatz und garantiert einen effizienten und strukturierten Austausch – ganz gleich, von wo aus man sich einloggt.

Flexible Arbeitszeiten

Auch was die Arbeitszeiten angeht, agieren wir flexibel und individuell. Es gibt ein schmales Zeitfenster als Kernarbeitszeit, das auch für alle unsere Teilzeitkräfte umsetzbar ist. Und natürlich spielen auch unsere neuen Öffnungszeiten (montags bis freitags von 09:00–17:00 Uhr) eine Rolle. Darüber hinaus können unsere Mitarbeiter*innen die individuelle Wochenarbeitszeit unter Berücksichtigung der betrieblichen Situation (auch vorübergehend) an die persönliche Situation anpassen.

Regelmäßige Teamevents

Das alles wäre jedoch Schall und Rauch ohne die besten Kolleg*innen der Welt. Es ist toll zu sehen, wie alle sich in stressigen Phasen mit hohem Arbeitsaufkommen immer gegenseitig unterstützen. Um diesen Teamzusammenhalt weiter zu fördern, haben sich neben regelmäßigen informellen Treffen vier feste Teamtage pro Jahr etabliert. Von der klassischen Weihnachtsfeier über die Teamwanderung bis hin zum Pokerabend: Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Lustig ist es immer.

Offene Unternehmenskultur

Und wenn jemand eine innovative Idee hat, um die Arbeitsbedingungen oder unsere Unternehmenskultur  weiter zu verbessern, wird mit dieser garantiert nicht hinterm Berg gehalten. Wir pflegen eine offene Gesprächskultur über alle Unternehmensebenen hinweg. Ideen werden von allen Seiten eingebracht, ernst genommen und wo immer möglich umgesetzt. In unserem Gemeinschaftsraum ist es nie leise – sei es der physische im Büro oder der virtuelle in Teams.

Heute jedoch schon: Wir wünschen allen Vätern einen schönen arbeitsfreien Vatertag mit ihren Familien – und allen Müttern nachträglich alles Gute zum Muttertag!

Urkundenübersetzen? Kann doch jeder!

Alle, die verstehen, was in einer fremdsprachigen Urkunde steht, können sie doch auch zumindest in die eigene Muttersprache übersetzen, oder?

Leider nein! Fakt ist: Trotz der manchmal täuschenden Einfachheit der Urkundeninhalte sind zum Urkundenübersetzen weitgehende Fachkenntnisse der Rechtssysteme der jeweiligen Staaten erforderlich. Und auch formale und inhaltliche Anforderungen an Übersetzungen im Zielland gilt es zu beachten. Unsere Kollegin Ilona erklärt als ermächtigte Übersetzerin, warum.

Es ist ein Kinderspiel, eine Geburtsurkunde zu übersetzen, oder? Auch mit minimalen Sprachkenntnissen versteht man doch, was drinsteht. Und so melden sich schon mal Kund*innen bei mir als Urkundenübersetzerin mit der Idee: „Ich habe in dem Land fünf Jahre gelebt, ich übersetze dann schon mal vor. Sie müssen nur stempeln. Das kostet dann doch nichts, denn ich mache ja die ganze Arbeit.“ Und so landen dann auf meinem Schreibtisch interessante Werke mit Bezeichnungen für Bildungseinrichtungen wie „Gomel Staat Medical College“ (in korrektem Deutsch eher: Staatliches medizinisches College Gomel) oder dem Beruf „Modeschöpfer-Künstler mit Spezialität Frisierkunst und Schmuckkosmetik“. Das wäre lustig, wenn es nicht höchst unglücklich wäre, denn beides sind Beispiele aus echten Urkundenübersetzungen, die zur Anerkennung von Abschlüssen vorgelegt wurden.

Und so muss man anerkennen, dass die in Deutschland bestehenden formalen Zugangsbeschränkungen zum Beruf „Urkundenübersetzer*in“ zumindest teilweise ihre Berechtigung haben: Sie verlangen von den Kandidat*innen nachweisliche persönliche und fachliche Eignung. Über die konkrete Ausgestaltung und Umsetzung der aktuellen Gesetzgebung in diesem Kontext kann man durchaus diskutieren (s. dazu unseren Artikel zum GDolmG).

Unstrittig ist aber, dass das Übersetzen von Urkunden und die anschließende Bestätigung der Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Übersetzungen (das sog. Stempeln) eine verantwortungsvolle Tätigkeit ist und ganz bestimmte Kompetenzen voraussetzt.

Dabei handelt es sich im ersten Schritt um sehr breitgefächerte Kenntnisse der Sprache, in der die Urkunde verfasst ist (Ausgangssprache). Auch nicht zu vernachlässigen ist die Fertigkeit, die teilweise regelrecht hingekritzelten handschriftlichen Einträge zu lesen. Das Verstehen aller Begriffe, die durchaus einen systemgebundenen spezifischen Charakter haben, funktioniert zudem nur dann lückenlos, wenn man das Rechtssystem des Landes kennt, in dem das Dokument ausgestellt wurde. Denn nur so kann man die Einträge richtig einordnen. Ein Beispiel: In Weißrussland werden alle Abschlüsse von Berufsbildungseinrichtungen als „Diplom“ bezeichnet. Dazu gehören sowohl Abschlüsse von Berufsschulen als auch von Universitäten. Übersetzt man demnach einen Berufsschulabschluss ins Deutsche als Diplom, würde man suggerieren, dass es sich um einen Hochschulabschluss handelt. Auch wenn dieses Versehen nicht unbedingt zur Anerkennung des Abschlusses als Hochschuldiplom führen würde – verwirrend ist es allemal.

Beim Übersetzen ins Deutsche – zur Vorlage der Übersetzung vor deutschen Behörden – landen wir quasi automatisch im deutschen Rechtssystem und müssen zusehen, dass das in der Originalurkunde verbriefte Recht in der deutschen Sprache sprachlich und sachlich korrekt formuliert sowie rechtlich eindeutig nachvollziehbar und zuordenbar ist. Das schafft man nur, wenn man die deutsche (Ziel-) Sprache fehlerfrei beherrscht sowie das deutsche Rechtssystem gut kennt und einschätzen kann, inwieweit man deutsche Rechtsbegriffe für ausländische Sachverhalte überhaupt verwenden kann. Die Alternative hier wäre, einen gänzlich anderen Begriff zu wählen oder auf eine erklärende Übersetzung zurückzugreifen.

Und last but not least: Die Übersetzung einer Urkunde ist eine Lesehilfe für die zielsprachlichen Leser*innen. Beim Lesen muss man also jeden übersetzten Inhalt auf den ausgangssprachlichen Inhalt inkl. dessen Position im Layout beziehen können. Auch gibt es behördliche Anforderungen zum Übertragen von Personen- und Ortsnamen ins Deutsche, die nicht in der Schule, sondern in der Übersetzeraus- oder -weiterbildung gelernt werden.

Dieser kurze Umriss der Kompetenzen, die ein*e Urkundenübersetzer*in für diese Dienstleistung mitbringen muss, macht deutlich: Das Urkundenübersetzen als eigenständiges Fachgebiet sollte ernstgenommen werden.

Mehr dazu können angehende Urkundenübersetzer*innen in unseren praxisorientierten Kursen zur „Einführung ins Urkundenübersetzen“ und zur „Praxis des Urkundenübersetzens“ lernen.

Wenn Du Fragen zum Thema hast, steht unsere Kollegin Ilona Riesen gern zur Verfügung.

Unsere Sprachexpert*innen – Mathias, Dolmetscher und Redensurfer

Wer bist du? Stell dich bitte kurz vor.

Ich bin Mathias, gebürtiger Berliner, lebe aber schon seit 1992 am Rhein, erst im pfälzischen Germersheim, wo ich meinen Abschluss als Dolmetscher erwarb, und seit dem Jahr 2000 mit meiner Familie etwas weiter nördlich. Ich habe erst ein paar Jahre als festangestellter Dolmetscher bei einem großen deutschen Telekommunikationsunternehmen gearbeitet (Deutsch<>Englisch), bin dann aber wieder ins freiberufliche Fach gewechselt, da die Einsätze vielfältiger sind und man entsprechend auch mehr lernt und mitnimmt.

Wie lange arbeitest du schon mit uns zusammen?

Wenn ich meinen Posteingang auf „Sprachenfabrik“ durchsuche, ist die älteste Mail von 2018. Das wundert mich, da es mir vorkommt, als würden wir schon viel länger zusammenarbeiten!

Welche Art des Dolmetschens gefällt dir besonders gut? Welche Dolmetschaufträge bereiten dir am meisten Spaß?

Mir hat immer das Simultan- deutlich mehr Spaß gemacht als das Konsekutivdolmetschen. Ich arbeite als Dolmetscher lieber diskret im Hintergrund als selbst im Rampenlicht zu stehen, was sich beim Konsekutivdolmetschen oft nicht vermeiden lässt. Mittlerweile arbeite ich sogar nur noch simultan. Am meisten Spaß machen mir grundsätzlich Einsätze, bei denen es um Menschen und Emotionen geht. Ein guter Redner ist wie eine Welle, auf der man surft!

Bitte vervollständige folgenden Satz: Ich arbeite gern mit der Sprachenfabrik zusammen, weil …

… ihr immer freundlich und entspannt seid, man die „guten Vibes“ bei euch spürt und die Zusammenarbeit auch organisatorisch so schön reibungslos verläuft!

Als Vermittler zwischen Sprachen und Kulturen gerät man oft in außergewöhnliche Situationen. Welcher Dolmetscheinsatz blieb dir besonders in Erinnerung und weshalb?

Vor Jahren habe ich als Dolmetscher an einem sogenannten Enlightened Warrior Camp in Malaysia teilgenommen. Dabei sollten die Teilnehmer*innen – es waren viele Hundert aus unterschiedlichsten Ländern – lernen, ihre persönlichen Grenzen in mehrfacher Hinsicht zu überschreiten. Und das haben sie auch getan. Dabei haben sich Szenen abgespielt, die ich nie vergessen werde: Wenn die Leute direkt vor deiner Kabine reihenweise in Ohnmacht fallen, ist das schon krass. Es war aber eine hochinteressante Erfahrung, und ich habe zum Glück nicht erlebt, dass jemand direkt zu Schaden gekommen ist.

Du bist bereits Sprachexperte in Deutsch und Englisch. Wenn du mit einem Fingerschnipsen eine weitere Sprache beherrschen könntest, welche würdest du dir aussuchen und warum?

Da muss ich gar nicht lange nachdenken – auf jeden Fall Italienisch! Die Italien-Liebe ist mir fast mit der Muttermilch eingeflößt worden, da von Kindheit an alle Reisen mit meinen Eltern in das Land, wo die Zitronen blühen, führten. Mittlerweile beherrsche ich die Sprache auch ganz passabel, aber bei Weitem nicht so gut, wie ich es gerne täte. Das steht definitiv auf meiner To-do-Liste für später!

 

Projektmanagement als Brücke in die Welt des Übersetzens

Viel zu oft wird Projektmanagement von Sprachdienstleistungen als eine rein kaufmännische oder administrative Tätigkeit abgetan. Dabei kann die Arbeit von – sowohl freiberuflichen als auch angestellten – Übersetzer*innen ohne Projektmanagement gar nicht richtig funktionieren. In diesem Blogartikel geht es darum, wie das Übersetzungsprojektmanagement eine Brücke zwischen Prozessorganisation und der kreativen Übersetzungswelt bauen kann.

 

Wie sieht der Arbeitsalltag von Übersetzer*innen aus?

Falsche Vorstellung 1: Ein Literaturübersetzer setzt sich irgendwann gegen 10 Uhr vormittags – als Freiberufler kann er ja seine Arbeitszeit selbst bestimmen – an seinen übersichtlichen Schreibtisch und tippt ein paar Stunden beim Übersetzen eines neuen Romans von Stephen King fröhlich vor sich hin. Und – schwups! – die Romanübersetzung ist nach einer Woche fertig und geht an den Verlag.

Falsche Vorstellung 2: Ein Kunde ruft die Fachübersetzerin an und kündigt einen Auftrag an. Ein Werbeflyer soll am Nachmittag in den Druck, ob die Frau Übersetzerin wohl ein paar Stunden Zeit habe? Die Übersetzerin hat natürlich am Vorabend alle anderen laufenden Aufträge geliefert und steht sofort zur Verfügung. Sie legt los und schickt zwei Stunden später die perfekt formulierte und finale Übersetzung an den glücklichen Kunden. Der Flyer geht in den Druck.

Die Wahrheit sieht jedoch etwas anders aus! Zum Bestreiten des Lebensunterhalts müssen Übersetzer*innen unter anderem

  • ihre Arbeit meist Tage, Wochen und Monate im Voraus planen,
  • mit Aufträgen jonglieren, damit der Leerlauf möglichst gering ist,
  • Zeit für den Urlaub und Geld für die Rente ansparen,
  • mit Kolleg*innen aus diversen Fachgebieten und mit anderen Sprachenpaaren zusammenarbeiten,
  • Angebote, Rechnungen und Einnahmen-Überschuss-Übersichten erstellen,
  • Zahlungseingänge prüfen
  • und nebenbei noch technisch und fachlich immer auf dem Laufenden sein.

Das ist auch für freiberufliche Sprachdienstleister*innen ohne präzises Projektmanagement nicht möglich.

Noch offensichtlicher wird diese Tatsache, wenn man sich ein KMU in der Sprachenbranche anschaut: Ein typischer (Unternehmens-) Kunde will seine Website, Produktkataloge, Etiketten und sonstiges Werbematerial gleich in drei bis sechs Sprachen übersetzt, lektoriert und gelayoutet bekommen. Und er möchte die Übersetzungen und die einzelnen Schritte nicht selbst koordinieren, sondern Profis damit beauftragen, damit nach dem aktuellen Stand der Technik und des Fachgebiets gearbeitet wird. Diese Profis nennt man Projektmanager*innen für Sprachdienstleistungen und sie sorgen für den reibungslosen Ablauf von einfachen und komplexen – aber auch komplizierten – Übersetzungs- und Kommunikationsaufträgen.

Und so arbeiten Projektmanager*innen an der Schnittstelle zwischen Kund*innen und Übersetzer*innen, Dolmetscher*innen bzw. anderen Sprachprofis. Damit das Tag für Tag unter Stress und in multikulturellen Kontexten möglichst reibungslos und zielführend funktioniert, sollten Projektmanager*innen nicht nur in BWL und Prozessorganisation zu Hause sein, sondern auch die Übersetzungswelt verstehen. Dazu gehört sowohl die methodische als auch die linguistische und kreative Seite der Übersetzungswelt. Daher ist eine Anstellung im Projektmanagement sowohl für Übersetzer*innen als auch für Quer- bzw. Wiedereinsteiger*innen in der Sprachenbranche eine gute Gelegenheit und Perspektive.

Ein kleiner Wermutstropfen dabei ist: In der Aus- und Weiterbildungslandschaft in Deutschland gibt es leider nur wenige gezielte Aus- oder Weiterbildungsangebote zur Professionalisierung im Kontext des Übersetzungsprojektmanagements. Deswegen bieten wir als erfahrener Sprachdienstleister Projektmanagementkurse an: sowohl für Übersetzer*innen, die ihre Arbeitsorganisation auf ein neues Level bringen wollen, als auch für Übersetzer*innen oder Quereinsteiger*innen, die den Projektmanagerberuf anstreben. Wenn Du Fragen zu unserem Kursangebot hast, steht unsere Kollegin Ilona Riesen gern zur Verfügung.

Und wenn Du Interesse an einer Stelle im Projektmanagement für Sprachdienstleistungen hast, wirf doch mal einen Blick in eine unserer aktuellen Stellenausschreibungen. Fragen zu unseren Stellenangeboten beantwortet unsere Kollegin Rebekka Peters gern.