image Qualitätsmanagement in der Übersetzung image Alles neu macht der September.

Gewusst wie: Recherche für Fachübersetzer*innen

Für Autor*innen von Fachtexten ist das Recherchieren eine Selbstverständlichkeit: Neue Ideen werden gesammelt, Aussagen und Formulierungen überprüft und mit Fakten untermauert. Und dann? Fachübersetzer*innen müssen diese Texte in der ursprünglichen Sprache zunächst bis ins Detail verstanden haben. Außerdem müssen sie selbstverständlich über Expertise und Branchenvokabular des jeweiligen Fachgebiets (zum Beispiel Recht, Medizin oder Bauingenieurwesen) in der sogenannten Zielsprache verfügen. Nur so kann der übersetzte Text bei den Leser*innen die gleiche Wirkung wie im Original entfalten. Und dafür ist Recherche notwendig: Fachwissen und -vokabular muss ausgebaut und stets auf aktuellem Stand gehalten werden.

Im Folgenden haben wir einige hilfreiche Ratschläge für Fachübersetzer*innen zusammengefasst und erläutern, wie die Recherchearbeit möglichst strukturiert und effizient angegangen werden kann.

Was recherchiere ich?

Je nach Textart, Komplexität des Ausgangstextes und individuellem Vorwissen entsteht unterschiedlicher Recherchebedarf: Im ersten Schritt recherchierst Du zunächst grundlegendes Faktenwissen, um etwa im Fachgebiet „Technik“ die Funktionsweise einer speziellen Anlage nachvollziehen zu können. Wichtig ist ebenfalls die Fachterminologie – zunächst in der Ausgangssprache und dann natürlich ihre Entsprechung in der Zielsprache.

Beim Urkundenübersetzen spielt nicht selten die Schreibung von Eigennamen und Institutionsbezeichnungen eine wichtige Rolle: Sie müssen vorgegebenen Standards (z. B. ISO-Normen, Vorschriften oder landesspezifischen Konventionen) entsprechen. Im publizistischen oder literarischen Bereich werden Originalzitate oder bereits etablierte Übersetzungen ebenso zum begehrte Suchziel wie idiomatische muttersprachliche Redewendungen oder in bestimmten Kontexten verwendete Wortzusammensetzungen (z. B. „Angebot gültig bis“).

Wo recherchiere ich?

Normalerweise genügt eine Online-Recherche, um die benötigten Informationen zu finden. Dabei werden oft gängige Suchmaschinen wie Google, Bing oder DuckDuckGo verwendet. Aber Achtung: Da die meisten Internetbrowser frühere Suchanfragen und das Nutzerverhalten tracken, sind die nachfolgenden Suchergebnisse zumeist personalisiert – und somit teils selektiv. Das kann also Vor- und Nachteile haben, die es zu berücksichtigen gilt.

Du wirst auch immer wieder Situationen haben, in denen eine tiefergehende Recherche notwendig wird. Daher ist es wichtig, dass Du Dir eine Sammlung von verlässlichen Informationsquellen je Fachgebiet zusammenstellst. Hierzu gehören beispielsweise ein- oder mehrsprachige Online-Glossare (Online-Wörterbücher). Sie bieten eine erste Hilfestellung, wenn es um Begriffe und Benennungen geht. Komplexer, aber auch fundierter sind fachspezifische Datenbanken oder Terminologiesysteme, die oft von wissenschaftlichen Einrichtungen aufgebaut und gepflegt werden. Sinnvoll ist auch, nach sogenannten Paralleltexten zu suchen, in denen das gleiche Thema in Ausgangs- und Zielsprache behandelt wird.

Wie recherchiere ich?

Damit ein Recherchevorgang zum Erfolg führt, sollten ein paar Regeln beachtet werden:

  • Verwende präzise Formulierungen!
    Wähle Suchbegriffe, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in den gesuchten Informationen vorkommen. Vermeide allgemeine Begriffe und verwende stattdessen spezifische Termini.
    Wenn Du KI für Deine Recherche nutzt, dann verbessere Deine sogenannte „Promptkompetenz“ – am besten durch Ausprobieren. Gemeint ist die Fähigkeit, Fragestellungen so zu formulieren, dass die KI Dir eine möglichst hilfreiche Antwort geben kann.
  • Verfeinere deine Suchmethodik!
    Setze Suchfilter und -operatoren ein und grenze so die Suchergebnisse ein (Bsp.: Optimierung von Suchanfragen in Google).
  • Lies Zusammenfassungen!
    Bei Zeitungsartikeln oder akademischen Beiträgen helfen Kurzzusammenfassungen: So kannst Du mit geringem Zeiteinsatz prüfen, ob der Beitrag Dir relevante Informationen liefert.
  • Sei flexibel!
    Falls eine Suchanfrage keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefert, versuche es mit Synonymen oder alternativen Suchbegriffen. Oder suche, wenn möglich, auch in anderen Sprachen.
  • Lerne kontinuierlich dazu!
    Sei offen für neue Informationsquellen und -methoden.
  • Speichere deine Suchergebnisse
    Du solltest wichtige Suchergebnisse und Informationsquellen so ablegen, dass Du sie schnell wiederfinden kannst.
Wie dokumentiere ich meine Rechercheergebnisse?

Deine Rechercheergebnisse solltest Du im Rahmen des eigenen Wissens- und Terminologiemanagements strukturiert und wiederverwendbar speichern. Dazu stehen Dir verschiedene Softwarelösungen zur Verfügung. Besonders gut geeignet sind dabei Terminologiemanagementprogramme wie MultiTerm oder Qterm. Damit können nicht nur Benennungen in einer oder mehreren Sprachen, sondern auch Definitionen, Bilder, Videos, Audioformate, Quellen, Synonyme, Abkürzungen und vieles mehr systematisch abgelegt werden. Übrigens: Solltest du besonderes Interesse an dieser Arbeit haben, kannst Du diese Tätigkeit auch zum Beruf machen und Terminolog*in werden.

Wenn Du Fragen zum Thema hast, steht unsere Kollegin Ilona Riesen gern zur Verfügung.