Kultur und Sprache

Traditionen aus aller Welt: Von Krampus, Rauhnächten und Perchten

Weihnachtsbrauchtum in Österreich

Auch in diesem Jahr stellen wir ja vor Weihnachten wieder unterschiedliche Traditionen zur Adventszeit vor, die es durchaus wert sind, einmal näher betrachtet zu werden.

Wie sieht es zur Adventszeit denn zum Beispiel in Österreich aus?

Einige Bräuche ähneln sich: Wie bei uns werden in Österreich in der Adventszeit auch köstliche Plätzchen gebacken und unter dem Tannenbaum Weihnachtslieder gesungen. Der Adventskranz hat hier ebenfalls Tradition. Doch es gibt auch einige wenige bei uns eher unbekannte Traditionen – sie sind teils schaurig und laut.

 

Der Krampus – unheimlicher Begleiter des Nikolaus

Vielen ist die haarige und sehr düster dreinblickende Gestalt bekannt. Der Krampus ist in den alpenländischen Regionen Teil einer festen Tradition, die viele Jahrhunderte alt ist. Der Nikolaus wird dort meist von einem Engel und dem Krampus oder auch mehreren Krampussen begleitet. Während der heilige Nikolaus den artigen Kindern Geschenke überreicht, ist der Krampus die Schreckensgestalt, die die unartigen Kinder bestraft. Allein der Anblick des Krampus jagt den meisten kleinen Kindern Angst und Schrecken ein. Zotteliges Fell, eine hölzerne Maske mit bösartigem Blick und Hörnern auf dem Kopf, um den Körper schwere Glocken geschnallt, sodass sie schon von Weitem zu hören sind – so ziehen die Krampusse gemeinsam mit dem Nikolaus von Haus zu Haus.

Zur Zeit der Inquisition war dieser alte Brauch streng verboten und doch hat er überlebt. Denn in schwer zugänglichen Bergregionen ließ man es sich nicht verbieten, die Krampusse durch die Straßen zu schicken.

Und so erfreut sich diese Tradition noch heute sehr großer Beliebtheit und wird für Kinder nicht selten zur Mutprobe: Wer schafft es, den Krampus zu necken, ohne erwischt oder bestraft zu werden?

Die Eltern wiederum nutzen ihn bei der Erziehung gern, um unartige Kinder mit den Worten: „Dann kommt dieses Jahr eben der Krampus statt der Nikolaus!“ zur Vernunft zu bringen.

 

Die Rauhnächte – wenn Geister und Hexen ihr Unwesen treiben

Der Glauben an die Rauhnächte ist sehr, sehr alt und bezieht sich auf die Nächte zur Zeit des Jahreswechsels.

In dieser Zeit, so glaubt man, sind höhere Mächte am Werk. Geister und Hexen haben ein leichtes Spiel und die beiden Welten zwischen irdischem und überirdischem Dasein verschmelzen miteinander. Um Unheil fernzuhalten, werden zu dieser Zeit die Häuser und Ställe ausgeräuchert – so entstand der Name „Rauhnächte“–, meist mit Weihrauch. Den Tieren werden außerdem Maulgaben überreicht, um sie vor Krankheiten im neuen Jahr zu schützen. Wäsche darf übrigens zu dieser Zeit auch nicht zum Trocknen aufgehängt werden. Sonst verfangen sich die Geister darin und es ist mit Tod und Krankheit zu rechnen.

Die erste Rauhnacht ist in Österreich die Thomasnacht vom 21. auf den 22. Dezember, die längste Nacht des Jahres. Eine weitere Rauhnacht ist die Heilige Nacht am 24. Dezember. Es folgen noch die Silvesternacht und schließlich die Nacht vom 5. auf den 6. Januar, den Feiertag der Heiligen Drei Könige.

Das Ende der Rauhnächte wird durch die Perchten eingeläutet – überirdische Gestalten, die in gute und böse Perchten unterteilt werden können.

 

Die Glöckler und das Aperschnalzen – Vertreibung der bösen Geister

Die Glöckler gelten als Figuren des Lichts und gehören zu den guten Perchten. Sie gehen, ganz in Weiß gekleidet, von Haus zu Haus (der Name „Glöckler“ leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort für „anklopfen“ ab) und vertreiben endgültig die bösen Geister der Winterzeit. Im Salzkammergut und den angrenzenden Regionen wird der Lauf der Glöckler noch immer praktiziert. Dieser findet in der letzten Rauhnacht, am 5. Januar, statt.

Dem gleichen Zweck dient auch das Aperschnalzen – das rhythmische Knallen mit Peitschen – das traditionell von Bayern bis Salzburg in kleinen Gruppen betrieben wird, um die Geister mit Lärm zu vertreiben.

Heutzutage vermischen sich die Traditionen zunehmend und so kann es schon einmal vorkommen, dass bei einem Perchtenlauf auch ein Krampus zu sehen ist. Grundsätzlich ähneln sich die Gestalten auch, durch ihr markantes, zotteliges Fell, ihre Masken mit Hörnern und eben die lauten Glocken.

All diese Traditionen sind im alpinen Raum ein fester Bestandteil der Weihnachtszeit und werden sicher noch viele Generationen begeistern können.

Traditionen aus aller Welt: Luciatag

Seht, auf unserer Diele steht weiß gekleidet mit Licht im Haar

Lucia, heilige Lichtbringerin, Lucia. Die Dunkelheit soll fliehen jetzt aus den Tälern der Erde:

ein vorweihnachtlicher Einblick in skandinavisches Brauchtum

Licht ist Mangelware im europäischen Dezember. Nicht ohne Grund haben in diesem Monat Kerzen und Lichterketten Hochkonjunktur, versuchen die Menschen alles, um sich mit Lichtquellen aller Art durch die dunkle Jahreszeit zu retten. Nirgendwo wird das deutlicher als in Skandinavien, wo kurz vor Weihnachten zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nur sehr wenige Stunden liegen. Hier werden Sonne und Helligkeit nicht nur im Juni während der Mittsommersonnenwende ausgiebig gefeiert.

 

Der 13. Dezember in der schwedischen Weihnachtskultur

Der 13. Dezember, auch Luciatag, steht genau sechs Monate nach Mittsommer für das vielleicht besonders skandinavische Bedürfnis nach Licht und Erleuchtung in einem der dunkelsten Monate des Jahres. Das Datum kommt nicht von ungefähr: Nach altem julianischen Kalender galt der 13. Dezember bis Ende des 16. Jahrhunderts als Tag der Wintersonnenwende, als kürzester Tag im Jahr.

Besonders in Schweden haben sich an diesem Tag spezielle Rituale entwickelt: Die traditionelle Hauptrolle im Lichterfest kommt der ältesten Tochter in der Familie zu, die in einem weißen Gewand und einem Kranz mit Kerzen auf dem Kopf die Eltern und Geschwister morgens weckt und traditionelles Weihnachtsgebäck, das mit Safran gewürzte Hefegebäck „lussekatter“, überreicht. Später führt sie eine Prozession weiterer, ähnlich gekleideter Mädchen an, besucht soziale Einrichtungen, wie Krankenhäuser und Altenheime, und sammelt Geld für karitative Zwecke.

 

Von Sizilien nach Schweden – eine italienische Heilige erobert den Norden Europas

Dass ausgerechnet eine heiliggesprochene Märtyrerin aus dem Süditalien der frühen Christenheit den Grundstein für die vorweihnachtliche Tradition im hohen Norden gelegt haben soll, mag erstaunen. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass der Ursprung des Festes auf Lucia von Syrakus zurückgeht. Das Leben der heiligen Lucia („die Leuchtende“) liest sich wie das einer typischen Märtyrerin. Im 3. Jahrhundert nach Christus geboren, soll sie nach einer Wallfahrt zugunsten ihrer kranken Mutter die geplante Hochzeit mit ihrem heidnischen Verlobten abgesagt und konvertiert sein. Sehr zum Ärger des Bräutigams, der sie anklagte und ihr Martyrium auslöste. Doch keine Strafen und Qualen konnten der konvertierten Christin etwas anhaben. Stattdessen verschrieb sie sich dem christlichen Gedanken der Nächstenliebe, verschenkte ihr Geld an Arme und versorgte verfolgte Christen in ihren Verstecken mit Nahrung und Wasser. Hier findet sich ein weiterer Berührungspunkt mit der heutigen Tradition des Kerzenkranzes: Um beide Hände für ihre Aktionen in den unterirdischen Verstecken der Christen frei zu haben, soll Lucia einen Kranz aus brennenden Kerzen getragen haben.

 

Lucia und Schweden heute

Auch wenn die sizilianische Heilige und ihre Geschichte mit ihrer Popularität im protestantisch geprägten Skandinavien scheinbar nicht in Einklang zu bringen sind, so ist das Luciafest aus Schweden doch heute nicht mehr wegzudenken. Längst hat auch die Medienwelt das Potenzial des Luciafestes erkannt: Bereits einige Wochen vor dem 13. Dezember wird im Fernsehen die Luciakönigin gekürt, die anschließend gleich einer Prominenten ganz Schweden und das Ausland bereist. Immer mit einer Aufgabe im Gepäck: Licht, Freude und Nächstenliebe in die vorweihnachtliche Welt zu bringen und damit auf das nahende Weihnachtsfest einzustimmen.

Traditionen aus aller Welt: Guy Fawkes Day

Remember, remember the 5th of November …: ein Beispiel britischer Feierkultur

Halloween, Allerheiligen, Erntedank, Martinisingen – vielleicht nicht ohne Grund reiht sich im tristen Monat November ein bunter Feiertag an den nächsten. Es hat den Anschein, als ob beleuchtete Kürbisse, bunte Erntegaben und flackernde Laternen Licht ins Dunkel dieser Herbsttage bringen sollen. Zwar sind längst Bräuche wie das Aushöhlen von Kürbissen und gruselige Kostüme in vielen Ländern präsent. Dennoch lassen sich viele dieser Bräuche nicht auf einen einzelnen Ursprung zurückführen.

 

Bonfire Night als britisches Kultur-Highlight

Wer sich dieser Tage in Großbritannien aufhält, erlebt an vielen Orten ein ähnlich mysteriöses Schauspiel aus flammenden Lichtern. Am 5. November wird dort mit Fackelumzügen und Feuerwerken eines historischen Ereignisses gedacht, das aus heutiger Sicht zunächst kaum erinnerungswürdig erscheint. Denn der Auslöser der sogenannten Bonfire Night liegt im England des frühen 17. Jahrhunderts. Am 5. November 1605 versuchte eine Gruppe katholischer Verschwörer um den Anführer Guy Fawkes den damaligen König James I. und das Parlament in die Luft zu sprengen. Guy Fawkes hatte zuvor 36 Fässer Schießpulver in den Keller des Parlaments gebracht. Der Anschlag gelang nicht. Am Morgen des 5. November wurden die Fässer entdeckt, Guy Fawkes und seine Anhänger verhaftet und hingerichtet.

Zum Glück. Man schätzt, dass ein erfolgreicher Anschlag katastrophale Auswirkungen gehabt hätte: Etwa eine halbe Meile im Umkreis des Parlaments wäre zerstört worden. In der Tat ein verheerendes Ereignis im sonst so revolutionsarmen England, wenn man bedenkt, dass sich dessen Geschichte eher durch Treue zur Monarchie und politische Balance auszeichnete. Ausnahme: das 17. Jahrhundert. Hier treffen Konfrontationen zwischen Parlament und Krone und insbesondere zwischen den vorherrschenden Religionen aufeinander. Hatte Elisabeth I. noch versucht, die religiösen Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken zu mindern, fühlten sich insbesondere die Katholiken unter dem protestantisch orientierten König James I. und dem protestantisch dominierten Parlament in ihren Rechten bedroht.

 

Guy Fawkes damals und heute – in Großbritannien und darüber hinaus

Religiös motivierter Terror – die politischen Zustände im England des 17. Jahrhunderts bildeten den nachvollziehbaren Rahmen für den Anschlag. Doch was macht den Guy Fawkes Day heute noch für die Nachwelt interessant? Außer einem willkommenen Anlass zu feiern und tonnenweise Silvesterböller in die Luft zu jagen (ziemlich ironisch übrigens, bedenkt man, dass hiermit das Scheitern eines Sprengstoffattentats gefeiert wird!). Noch im Jahr des Anschlags zündete man zu Ehren des geretteten Königs in London Freudenfeuer an. Damals wie heute feiert man in England das Scheitern des Attentats als Huldigung der bestehenden und bewährten Ordnung, des Fortbestands der Monarchie. Noch heute hält sich der Brauch, vor der jährlichen Parlamentseröffnung die Kellergewölbe unterhalb des House of Lords zu untersuchen. Auch übergibt man vielerorts eine Guy Fawkes nachgebildete Puppe dem Feuer.

Guy Fawkes als Terrorist und Zerstörer der bestehenden Ordnung – dieses Bild hat sich im Lauf der Zeit jedoch erstaunlicherweise ins Gegenteil verkehrt. Anfang der 80er Jahre erfanden der Comicautor Alan Moore und der Zeichner David Lloyd in einem schwarz-weißen Comicmagazin die Dystopie eines faschistischen Englands. Als Protagonist kämpft ein gewisser V gegen ein totalitäres System – für die Befreiung von Tyrannei und Fremdbestimmung. Maskiert ist die Hauptfigur im Comic und im 2006 produzierten Film „V wie Vendetta“ mit dem stilisierten Gesicht von Guy Fawkes. Seitdem hat sich der Wandel der Figur Guy Fawkes vom Unruhestifter zum Freiheitskämpfer mehr und mehr verfestigt.

Das weltweite Internetphänomen Anonymous nutzt die Guy-Fawkes-Maske seit seiner Aktion gegen Scientology immer wieder für diverse Demonstrationen für Meinungsfreiheit und Unabhängigkeit des Internets. Weltweit tauchte die Maske zudem bei Protestaktionen auf, etwa während des Arabischen Frühlings, in Spanien oder in Nordamerika während der Occupy-Wall-Street-Bewegung.

Freiheitskämpfer, Rebell oder Anarchist – wie auch immer man Guy Fawkes und den Gunpowder Plot interpretieren möchte: Für viele Menschen in englischsprachigen Ländern wird der 5. November wohl einfach eine Art vorgezogenes Silvester oder die speziell britische Variante von Halloween bleiben. Für uns Sprachprofis übrigens nicht uninteressant: Vieles deutet darauf hin, dass der Gebrauch des Wortes „guy“ im Englischen auf jenen Protagonisten des 5. November 1605 zurückzuführen ist.

Zum Internationalen Übersetzertag: Über die bedeutendste Übersetzung im deutschen Sprachraum

„Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!“ – Das erste Buch Mose liefert eine biblische Erklärung für die Mehrsprachigkeit auf der Welt: eine gezielte Maßnahme Gottes, um das Bauprojekt „Turm zu Babel“ als Sinnbild des menschlichen Hochmuts zu verhindern. Und heute, am Internationalen Übersetzertag, möchten wir gern einen Blick zurück werfen: auf „das Buch der Bücher“ und die Begründer unseres Geschäfts, die Kirchenväter und Theologen.

Zugegeben, historisch betrachtet gibt es sicher andere Gründe für die sprachliche Vielfalt auf der Welt. Fakt ist nichtsdestotrotz, dass die Bibeltexte ursprünglich in verschiedenen Grundsprachen, größtenteils Hebräisch und Griechisch, verfasst waren. Hieronymus, anlässlich dessen Todestag der 30. September zum Internationalen Übersetzertag ausgerufen wurde, war der erste Theologe mit so umfassenden Sprachkenntnissen, dass er im vierten Jahrhundert n. Chr. eine komplette Übersetzung der Bibel, unter Berücksichtigung bereits übersetzter Fragmente, in die lateinische Sprache anfertigen konnte. Seine Fassung, die Vulgata, ist noch immer ein maßgeblicher Bibeltext der katholischen Kirche.

Die Verdeutschung der Bibel

Doch auch viel später, im 16. Jahrhundert n. Chr., macht die „Sprachverwirrung“ den Menschen zu schaffen: Gelehrte tauschen sich über ganz Europa in Latein aus, der Adel spricht – bien sûr – Französisch und die deutsche Sprache gilt als Vulgärsprache des einfachen Mannes. Martin Luther, Mönch und Doktor der Theologie, kritisiert scharf, dass der Großteil des Volkes somit keinen direkten Zugriff auf die Heilige Schrift hat – und das, obwohl Religion und Kirche damals natürlich einen viel größeren Einfluss auf das alltägliche Leben aller Menschen in Deutschland haben! Mit dem Ziel, das Wort Gottes einem möglichst großen Publikum zugänglich zu machen, wird Luther also selbst als Übersetzer tätig und beginnt ab 1517 zunächst einzelne Bibelstellen, dann das Neue und schließlich auch das Alte Testament ins bislang nicht als Schriftsprache gefestigte Deutsche zu übertragen. Später dann, im Jahr 1530, erläutert er den wichtigsten Grundsatz seiner übersetzerischen Tätigkeit im „Sendbrief vom Dolmetschen“ (Anm.: die definitorische Unterscheidung zwischen Dolmetschen und Übersetzen wird erst in der Neuzeit und Moderne vorgenommen) an seinen Freund, den Theologen Wenzeslaus Linck: „Denn man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll Deutsch reden[…], sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen, und denselbigen auf das Maul sehen wie sie reden und darnach dolmetschen[…].“ Auf das Verständnis in der Zielsprache kommt es an! Nur so kann Luthers deutsche Bibelübersetzung seine weitreichende Wirkung entfalten. Und das tut sie auch – und zwar gewaltig: Gutenberg hat den Buchdruck bereits erfunden und Luther verzichtet auf ein Übersetzerhonorar. Die Übersetzung der Bibel in deutscher Sprache wird so ein Verkaufsschlager und Luther damit zum Bestsellerautor des 16. Jahrhunderts. Die Reformation hat begonnen!

Noch heute ist die deutsche Sprache übrigens durch Martin Luthers Übersetzung der Bibel geprägt – ohne dass wir es zwingend bemerken: Die Wendungen „ihm geht ein Licht auf“, „im Dunkeln tappen“, „Lästermaul“, „Lückenbüßer“, „Gewissensbisse“ und „Denkzettel“ sind nur wenige Beispiele für Wortschöpfungen Luthers, die heute noch fester Bestandteil der profanen Alltagssprache sind.

Gewinnen Sie ein Sammlerstück: Martin Luther als Spielzeugfigur

Das Lebenswerk Luthers honorierte der deutsche Spielzeughersteller Playmobil nun übrigens auf sehr originelle Weise: Auch, um für das 500. Jubiläum der Reformation im übernächsten Jahr zu werben, wurde der Reformator – und erste deutsche Übersetzungstheoretiker – auf Anregung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der Deutschen Zentrale für Tourismus und der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg hin zu Beginn dieses Jahres erstmals als Spielfigur im Miniaturformat produziert. Und hier war das Interesse ebenfalls riesengroß: Die erste Auflage von 34.000 Figuren war binnen 72 Stunden ausverkauft.

Wir verlosen drei Exemplare der Nachproduktion! Den schnellsten drei Einsendern schenken wir jeweils einen Playmobil-Martin-Luther mit seiner Übersetzung der Bibel in der Hand – für die kleine Reformation im Kinderzimmer. Bitte senden Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Martin Luther“ an: kontakt@sprachenfabrik.de

Und natürlich stehen wir Ihnen unter dieser E-Mail-Adresse auch heute bei Fragen rund ums Thema Sprachdienstleistungen und Übersetzung zur Verfügung, denn, um diesen Blogeintrag mit Worten aus Martin Luthers „Sendbrief“ zu schließen, ebendiese sollten schließlich von sprachlich und fachlich gut ausgebildeten professionellen Übersetzern übernommen werden: „Ach, es ist dolmetschen keineswegs eines jeglichen Kunst […]; es gehöret dazu ein recht, fromm, treu, fleißig, furchtsam, christlich, gelehret, erfahren, geübtes Herz.“

Preise, Feste, Menschenrechte: der Internationale Übersetzertag 2014

Schutzpatron der Übersetzer

Der heilige Hieronymus, Schutzpatron der Übersetzer, starb am 30. September 420.Wie stellt man sich einen solchen Schutzpatron nun vor? Eine schnelle Google-Bildersuche bringt Aufschluss: ein Weiser mit langem Bart, der zurückgezogen im Kerzenschein, umgeben von Pergamenten und Manuskripten, Wörter in unterschiedlichen Sprachen zu Papier bringt. Wie viel diese romantische Vorstellung mit der Realität zu tun hat, können heute allenfalls Kunsthistoriker beantworten. Das Pergament ist längst dem Computer gewichen, die Kerze der Schreibtischlampe, und Hieronymus hat seine heute als Vulgata bekannte lateinische Bibelübersetzung sicherlich auch nicht nach Wörtern abgerechnet. Aber das Übersetzen als Kulturtechnik ist in einer modernen, globalisierten Gesellschaft wichtiger denn je. Daher feiert die Übersetzerbranche am 30. September den Internationalen Übersetzertag, auch Hieronymus-Tag.

Offiziell eingeführt wurde er 1991 vom Internationalen Übersetzerverband FIT (Fédération Internationale des Traducteurs), sein Namensgeber ist der Heilige Hieronymus.

 

Veranstaltungen am Tag des Übersetzens

So vielfältig der Beruf des Übersetzers und das Feld der Sprachen sind, so vielfältig sind auch die Veranstaltungen, die jedes Jahr am 30. September im Rahmen des Internationalen Übersetzertags stattfinden. Viele werden von den großen deutschen Übersetzerverbänden, dem Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) und dem Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e. V. (VdÜ), veranstaltet. Wobei der Beruf des Übersetzers im Mittelpunkt steht. Es geht um Übersetzer als Einzelkämpfer, als Wirtschaftsfaktor, als Kulturmittler, als diejenigen, die Kommunikation und Völkerverständigung auch über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg ermöglichen.

Eine der unter Sprachbegeisterten und Wortaffinen wohl bekanntesten Veranstaltungsreihe zum Internationalen Übersetzertag ist die unter anderem vom Auswärtigen Amt und vom Goethe-Institut geförderte Weltlesebühne, die seit 2009 in verschiedenen deutschen Städten sowie in Zürich und Goethe-Instituten weltweit mit Gläsernen Übersetzern dem Publikum die Welt des Übersetzens näherbringen möchte (www.weltlesebuehne.de). Am Weltübersetzertag, wie er gerne auch genannt wird, erleben die Zuschauer die Entstehung einer Übersetzung live und verfolgen den nicht immer einfachen Weg vom Original bis zur gelungenen Übersetzung.

 

Auszeichnungen für Übersetzer

Der Internationale Übersetzertag wird auch genutzt, um Menschen und Unternehmen für ihren vorbildlichen Umgang mit Sprache und ihre Übersetzungen auszuzeichnen.

Der BDÜ vergibt seit 2012 jährlich den BDÜ-Hieronymus-Preis an Unternehmen für ihre herausragende mehrsprachige Kommunikation. Als Preisträger kann jedes Unternehmen im In- und Ausland vorgeschlagen werden, „das in vorbildlicher Weise seine mehrsprachige Kommunikation mit internen oder externen Übersetzern und/oder Dolmetschern realisiert.“

Der VdÜ verleiht seit 1979 alle zwei Jahre den Hieronymusring. Er wurde von der Übersetzerin Susanna Brenner-Radermacher anlässlich ihres 80. Geburtstags gestiftet und wird für herausragende Übersetzerleistung verliehen. Der jeweilige Träger des Rings gibt diesen nach zwei Jahren an den nächsten ausgewählten Kollegen weiter.

Der für uns tägliche routinierte Umgang mit Sprache, das Übersetzen, ist nicht nur Wirtschaftsfaktor, Unterhaltung oder einfache Verständigungshilfe – er ist für viele Menschen weltweit (über)lebenswichtig und hilft ihnen, sich in allen Situationen in ihrer eigenen Sprache ausdrücken und verständigen zu können. Darauf möchte der Internationale Übersetzerverband FIT mit seinem diesjährigen Motto des Internationalen Übersetzertags hinweisen: Language Rights: Essential to All Human Rights.

Die FIT nutzt den Internationalen Übersetzertag 2014, um an die Allgemeine Erklärung der Sprachenrechte, die sogenannte Barcelona Declaration, zu erinnern. Diese Erklärung stellt das Recht jedes Einzelnen heraus, „sowohl in der Öffentlichkeit als auch privat die eigene Sprache“ zu verwenden. Sie wurde in Anlehnung an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 im Rahmen der Weltkonferenz für Sprachenrechte am 9. Juni 1996 in Barcelona verabschiedet. Die Sprache, da sind sich die Unterzeichner einig, ist ein wichtiger Teil unserer Identität, weshalb niemand daran gehindert werden darf, uneingeschränkt in seiner eigenen Sprache zu kommunizieren.

Und so verbindet der Geist des Heiligen Hieronymus auch heute noch die Menschen durch eines der wichtigsten Kulturgüter, das sie haben: die Sprache.

 

Traditionen aus aller Welt: Independence Day – der vierte Juli

Am vierten Juli werden Sie ihre US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen vermutlich nicht erreichen können. Lesen Sie hier, warum.

Der vierte Juli ist der offizielle Nationalfeiertag der USA. An diesem Datum im Jahre 1776 erklärten die Vereinigten Staaten von Amerika durch die Ratifizierung der Unabhängigkeitserklärung offiziell ihre Unabhängigkeit vom Königreich Großbritannien.

John Adams, einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung und zweiter Präsident der USA, erwartete, dass künftige Generationen mit einem großen jährlichen Fest daran erinnern würden. An seine Frau schrieb er: »Der vierte Juli soll als Tag der Erlösung in die Geschichte eingehen. Man soll ihn mit Pomp und Paraden begehen, mit Aufführungen, Sportveranstaltungen, Waffen, Glockengeläut, Freudenfeuern und Festbeleuchtungen, von einer Seite des Kontinents bis zur anderen, von nun an bis in alle Zeit.«

Und das tun die US-Amerikaner auch. Fast alle haben frei und nutzen dies meist intensiv: Zusammen mit der ganzen Familie werden Picknicks und Grillpartys veranstaltet oder man spielt Baseball oder besucht eine der zahlreichen Paraden oder Konzerte. Abends versammelt man sich, um eines der vielen Feuerwerke zu bestaunen oder gleich selbst eines zu veranstalten. Das größte Feuerwerk am vierten Juli findet übrigens in New York statt und wird von dem Kaufhaus Macy’s gesponsert.

Natürlich wissen auch Politiker die besondere Symbolkraft dieses Tages zu nutzen. Viele halten an diesem Tag patriotische Reden und preisen die Bewohner, die Kultur und die Geschichte des Landes.
Gerne schmücken US-Amerikaner auch ihr Haus, ihr Auto und sich selbst in den Farben der US-Flagge: rot, weiß und blau.

Übrigens gibt es auch in Deutschland und anderen Ländern Partys und Festlichkeiten am Independence Day: In Berlin und München sind zu diesem besonderen Anlass die Botschaft der USA und das US-Konsulat für Besucher geöffnet und in diversen Clubs, Biergärten oder anderen Lokalitäten wird gefeiert. Gehen Sie also ruhig mal hin und schauen Sie sich um. Bestimmt kommen Sie dabei mit dem ein oder anderen in Deutschland lebenden US-Amerikaner ins Gespräch und können sich mit diesem bei einem Drink oder einer Portion Spareribs austauschen. Interessante Einblicke garantiert!

Viel Spaß und »Happy 4th of July« wünscht Ihnen das Team der Sprachenfabrik!

 

 

 

Traditionen aus aller Welt: Bloomsday

Gegrilltes Hammelfleisch auf der Grünen Insel – der Bloomsday ist da!

16. Juni. Seltsam gekleidete Gestalten bewegen sich durch Dublins Straßen. Einige solcher Gestalten in der irischen Hauptstadt richten sich nach modernen Stadtplänen, die nicht so Recht zu ihrer altmodischen Tracht passen wollen; andere sind beim Gehen komplett in ein Buch vertieft. Ab und zu zeigen sie aufgeregt auf ihren Stadtplan. Ohne weitere Umstände werden die Kneipen, Häuser oder Parks betreten. Manchen sieht man beim Verlassen der Kneipen an, dass sie dem Alkohol zugesprochen haben. Ab und zu versammeln sich diese eigenartigen Kreaturen und lauschen begierig demjenigen, der ein Taschenbuch hevorgeholt hat und nun daraus vorliest… und der Kenner weiß, dass die vorgelesenen Worte aus dem Werk Ulysses von James Joyce stammen.

Das Benehmen der Iren kommt dem Kenner dann gar nicht mehr so seltsam vor, denn die Grüne Insel feiert den Bloomsday. „Bloomsday? Was ist denn das?“ möchten Sie wissen? Der Bloomsday findet jährlich am 16. Juni statt. Man ehrt damit Ulysses, das wohl berühmeteste Werk des großartigen irischen Schriftstellers. In diesem Werk wird einen Tag im Leben der fiktiven Hauptfigur Leopold Bloom beschrieben. Alle Orte, die die seltsam verkleideten Gestalten also gerne aufsuchen, werden in Ulysses beschrieben.

James Augustine Aloysius Joyce (was für eine Name!) wurde am 2. Februar 1882 als ältestes Kind einer großen Familie geboren. Er war ein wahres Vorbild was Sprachen anging und beherrschte Englisch, Gälisch, Französisch, Deutsch, Neugriechisch und Italienisch. Auch in Hebräisch, Russisch, Japanisch, Chinesisch und Finnisch versuchte er sich. Sein bedeutendstes Werk, Ulysses, wurde nach mehreren Hindernissen endlich im Februar 1922 veröffentlicht.

 

Der Bloomsday wird in Irland zur Tradition

„Und was hat es nun genau mit dem Bloomsday auf sich?“ Vielleicht erinnern Sie sich noch an das Datum, das am Anfang dieses Blog-Eintrags stand und fragen sich, was am 16. Juni so besonders ist. Die wahrscheinlichste der vielen Theorien ist, dass Joyce an eben diesem Datum im Jahr 1904 sein erstes Rendezvous mit seiner zukünftigen Frau Nora hatte. Der 16.6.1904 ist ebenfalls der Tag, der in Ulysses beschrieben wird. Auch beruflich war dieses Jahr für Joyce wichtig: 1904 begann er, an seiner Kurzgeschichten-Sammlung Dubliners zu arbeiten und verließ Irland, um in Paris zu studieren. 1929 wurde Bloomsday das erste Mal richtig gefeiert. Die Vorbereitungen zu dem Event, welches in Frankreich stattfand, wurden von Adrienne Monnier getroffen. Sie war Partnerin von Sylvia Beach, die Ulysses erstmals veröffentlichte.

In Irland wurde der erste Bloomsday 1954 begangen, als die Schriftsteller Patrick Kavanagh und Flann O‘Brien durch die Gegend spazierten, an Ulysses-Standorten halt machten und aus dem Werk vorlasen. Na ja, wahrscheinlich torkelten sie am Ende eher, hatten sie doch auf ihrer Reise nicht wenig getrunken!

Und wie wird diese Tradition heute gefeiert? Selbstverständlich hat James Joyce auf der Grünen Insel viele Fans, und in Dublin sorgen diese eine ganze Woche lang vor Bloomsday für Stimmung. Wie schon erwähnt verkleiden sich Fans gern im damaligen Stil aus der Zeit Eduards VII., lauschen Vorlesungen, wandern durch Dublins Straßen, trinken – und setzen sich zum gemeinsamen Frühstück zusammen, welches vom James Joyce Centre organisiert wird. Doch Achtung! Bei diesem Frühstück müssen die Zutaten stimmen, denn man muss unbedingt so speisen, wie es die Figuren in Ulysses taten – also her mit der Niere!

So, liebe Leser, da haben Sie es also. Jetzt wissen Sie, warum die Iren es sich einmal im Jahr zum Bloomsday zur Tradition gemacht haben, ihre Hauptstadt mit Aktivitäten, die dem nichtsahnenden Besucher etwas merkwürdig vorkommen könnten, ‚unsicher‘ zu machen. Wer weiß – mit diesem neugewonnenen Wissen in der Tasche zieht es vielleicht auch Sie zum Bloomsday auf die Grüne Insel!